Bummsdi hat Laune. Tagelang
Erfahrungsgemäß lässt sich am Gemütszustand des dicken
fetten Pfannkuchens seine allgemeine Versorgungslage ablesen: ist er heiter, in
gelöster Stimmung und zu einem kleinen Plausch bereit, hat es erst vor kurzem
ordentlich Barr’ne geregnet. Bleiben solche größeren Spenden zu lange aus,
sinkt die Stimmung wie ein leckes Gummiboot. Grundsätzlich gilt auch: Je länger
der Monat dauert, desto düsterer ist die Ausgangslage. Spätestens ab dem 20. ist
normalerweise Essig mit dem Lieferdienst und die Grundversorgung in der
Schimmelschanze wird mit Tiefkühlfraß aus dem niedrigsten Preissegment
bestritten. Dann kommt immer so richtig Bunkerstimmung auf und die
Lebensmittel-versorgung spiegelt den permanenten Belagerungszustand, in den
unser Mastbeppo sich selbst hineinmanövriert hat. Wenn Monat für Monat die
schwindenden Vorräte, die prekäre Versorgungslage und die himmelschreiende
Ungenießbarkeit der unbeholfen verzehrfertig gemachten Mahlzeitsurrogate ihm
vor Augen führen, wie klein sein Lebensradius geworden ist, wie dicht der Ring
aus Abneigung ihm rings auf die speckige Pelle rückt und wie aussichtslos die
Hoffnung auf Entsatz geworden ist, möchte man jedesmal annehmen, dass Bummsdi irgendwann
mal erkennt, wie abgrundtief und hageldomm
er sich in diese ganze bekloppte Farce verstiegen hat, die er frecherweise sein
Leben nennt.
Aber natürlich wird das nie passieren. Bummsdi ist viel zu
blöde, um solche Metaphern zu erkennen. Er ist ja sogar zu blöde dazu,
irgendwie Buch zu führen über seine Einkünfte. Er hat längst den Überblick
verloren. In der vierten Woche irgendeines beliebigen Monats könnte er gar
nicht genau sagen, wie hoch denn wohl die nächste Überweisung von Junau
ausfallen wird. Er kann sich lediglich daran erinnern, wie oft und in welchem
Zeitabstand ungefähr irgendwelche Großspender ihm gleich mehrere tausend
Barr’ne auf einmal in den ungeputzten Gierschlund gestopft haben. Und weil das
seit Monatsanfang nicht mehr der Fall war, hat er Ende Dezember natürlich eine
Laune wie Dresden ‘45.
Er versucht gar nicht erst, dieses Stimmungstief irgendwie
zu überspielen. Er hockt sich einfach die Abrissbirne platt, wackelt mit der
Wampe und mault den Tschett an. Man soll ihm keine Fragen stellen, man soll ihn
nicht in Gespräche verwickeln, man möge einfach das domme Maul halten und ihm
Geld schenken. Am liebsten würde er gar keine Mitteilungen mehr im
Tschettfenster haben, außer solche, die ihn darüber informieren, dass irgendein
haltloser Volldepp ihm mehrere tausend Barr’ne gespendet hat. Dann könnte er
die Wurststummel links und rechts an den Schwelles patschen, den Spender einen
Wahnsinnichen nennen und sich sehr glaubhaft wünschen, es möge bitte kein “Barrenkrieg“
beginnen.
Letzteres ist einer der wenigen und seltenen originalen
Reiner-Einfälle und bezeichnet den von Bummsdi sehnlichst herbeigewünschten
Idealzustand, dass zwei oder mehr Spender ihn um die Wette mit Geld bewerfen
mögen, in einem ausgedachten Wettstreit des Ziels, als fleißigster Geldwerfer
im Dräggnmanndei erwähnt zu werden. Dass er das besagte Format schon seit
Monaten nicht mehr ausstrahlt, scheint dem dicken fetten Schmandsack
unterdessen aus dem Spatzenhönn gefallen zu sein. Aber immerhin hat er selbst
und ganz ohne Hilfe ein Wort erfunden für diesen Herzenswunsch.
Als sich einer der Finanziers, dem hoffentlich zeitnah der
Pimmel abfällt, tatsächlich einmal herbequemt, wird er persönlich willkommen
geheißen und darf sich gleich anhören, dass er ja lange nichts hergeschenkt,
halt nein, äh, dagewesen sei. Ansonsten verbringt Bummsdi mehr Zeit mit seinen
elektrischen Spielzeugen als mit seinem Publikum. Immerhin gilt es ja
irgendeiner Häidermulle neue Ungezogenheiten und Anzüglichkeiten auf die Stulle
zu schmieren, Zweikämpfe in irgendeinem Bezahl-Browsergame für Kinder zu
verlieren oder sonst irgendwelchen Schwachfug anzustellen, der die Laune
natürlich auch nicht hebt.
Die Endzeitstimmung zum Jahresende ist ja eine
liebgewonnene Adventstradition in der Schimmelschanze, denn Jahr für Jahr
nehmen sich die haltlosen Dösköppe, die unseren Schwartenmagen nach wie vor
mästen, die besinnliche Zeit zum Anlass, mal anderen Leuten was zu schenken als
nun ausgerechnet dem Mastbommel vom Schauerberg. Seit er sich auf Gedeih und Verderb
den Barrenschmeißern ausgeliefert hat, ist beim Suppengmobu zu Weihnachten
Schmalhans der Küchenmeister, jetzt schon das vierte Mal.
Hebt natürlich auch
die Schanzenstimmung nicht, dass Bummsdi so richtig konsequent jeden weggeekelt
hat, der ihm noch eine Weihnachtsfreude hätte bereiten können – und auch dieses
Jahr wird wieder ein Name mehr auf die Liste dieser Leute gesetzt, denn die
Spenderin seines Weihnachtskalenders sagt sich von ihm los, noch bevor Bummsdi
das letzte Türchen geöffnet hat. Der Semmelkopp versemmelt zuverlässig jeden,
aber wirklich jeden zwischenmenschlichen Kontakt und während die Nation das
Fest der Nächstenliebe begeht, hockt der Quallemann frierend und missgelaunt
vor der Kämm und überträgt Ausschnitte aus seinem verpfuschten Leben ins
Weltnetz.
Jeden Tag. Ohne Pause. Auch über die Weihnachtsfeiertage,
auch zwischen Heiligabend und Neujahr. Nicht, weil er einsam wäre und der
Kontakt mit seinem Publikum ihm menschliche Nähe suggerieren soll – er hat ja
längst keinen Bock mehr auf irgendeine noch verbliebene Form der Interaktion.
Nicht, um irgendwem damit einen Gefallen zu tun – es hat ja längst niemand mehr
wirklich Interesse an dem, was der Schinkendulli so tut und treibt, sondern
alles wartet nur noch darauf, dass er sich mal wieder so richtig mit Karacho
lächerlich macht. Die täglichen Elendsreportagen haben ja nur ein einziges
Ziel, denn es hilft ja alles nichts, Barr’ne müssen her, Barr’ne, Barr’ne und
nochmals Barr’ne, denn wie das Jahr sich dem Ende zuneigt, so schwinden Reinerles
Ressourcen und er hat noch viel vor. Und weil die Spenden so deutlich
kärglicher bleiben als in den Vormonaten, sinkt und sinkt die Laune wie
Speckbeppos Lebenserwartung, wie seine Chancen auf Erlösung, wie die Polster
seines leidgeprüften Sofas.
Dabei hat er die Barr’ne doch gerade so nötig! Immerhin soll
ja der tolle neue Internetvertrag mit Gasfaser bezahlt werden und die
Grafikkarte und der süße Hasslkassl-Hund braucht ein neues Halsband! Ach ja,
und dann ist da ja auch noch diese leidige Gerichtsverhandlung – die allerdings
tatsächlich nicht der Grund für die miese Stimmung ist. Um ihm die Laune zu
vermiesen, müsste der Schandsack ja einsehen, dass er im Unrecht ist und
gerechte Strafe zu gewärtigen hat. Aber Einsicht ist bei Bummsdi ebenso dünn
gesät wie Lernfähigkeit oder Schamgefühl. Und außerdem ist das ja alles nichts
Neues für ihn, so eine Verhandlung hatte er ja schon mal, das kann ihn nicht
mehr schrecken. Damals war ja fast das Leidigste, ohne PKW pünktlich zum Gericht
und nachher wieder nach Hause zu kommen. Dass man ihm ein Bußgeld auferlegt
hat, pöööh, drauf geschissen, das konnte er stemmen. Freilich ahnt der
Almosenwubi auch jetzt, dass ihm wohl noch eine längere Durststrecke
bevorsteht, dass es möglicherweise sogar erstmal noch schlimmer wird, bevor
wieder fettere Zeiten anbrechen, aber da er wegen der Finanzen sowieso schon in
schlechter Stimmung ist, kann ihm die Aussicht auf magere Zeiten die Stimmung
ja nicht noch weiter vermiesen. Wer nichts hat, hat nichts zu verlieren.
Wie sehr und in welchem Ausmaß das Geld sein ganzes Denken
bestimmt, lässt sich natürlich zunächst an Lügenwubis beharrlicher Behauptung
ablesen, er mache „das Ganze“ ja nur, oder wenigstens hauptsächlich, weil es
ihm so großen Spaß bereite. Dass immer genau das Gegenteil von dem, was Wubi
mehrfach behauptet, der Wahrheit entspricht, dürfte inzwischen auch der letzte
Zuschauer kapiert haben. Und natürlich macht ihm das Schdriemen überhaupt
keinen Spaß mehr, von dem Moment an, wenn die Elendsreportage losgeht, sehen
wir den Prallsack dahocken und bockig darauf warten, dass es endlich vorbei
sein möge. Unmittelbar nach Ende der Pflichtstunde hat er meist dringende
Frustrationsabfuhr nötig und kompensiert die jüngst erlittene neuerliche
Erniedrigung durch Pornokonsum.
Am liebsten würde er die hundserbärmliche Barrenbettelei
ganz sein lassen, ein Wunsch, der im Spatzenhönn immer deutlichere Gestalt
annimmt, je länger ein warmer Barrenregen auf sich warten lässt. Dann wäre
Wunschwubi immer gern ein richtiger, echter Jutjuber, irgendwie müssen sich
doch diese 80Kah Abos, auf die er immer noch so bockestolz ist, zu Geld machen
lassen. Deshalb entwickelt er immer irgendwelche blidwütigen Ambitionen, lädt
alte Fidios neu hoch und geht sogar so weit, ein weiteres Zimmer notdürftig vom
Abraum zu befreien. Also, von sämtlichem Abraum, nach dem er sich nicht bücken
muss, der Unrat auf dem Fußboden könnte ebensogut auf dem Mond liegen, der
Arschprallo kommt nicht mehr dran. So sieht dann sein alter neuer
Grienskriem-Raum auch arschgenau aus wie eine Junkiebude: Als hätte man alles,
was man irgendwie noch raustragen und verscheuern kann, rausgetragen und
verscheuert, sodass nur der Müll und Unrat übrigbleibt. Wir Kinder vom Bahnhof Schauerberg, komplett mit ranzigem Müll an
der abblätternden Tapete, der die Erinnerung an bessere Zeiten wachhalten soll,
als das Leben noch nicht ganz so rettungslos im Eimer war.
Schade nur, dass zu einer Tätigkeit als Jutjuber halt Fleiß
und Kreativität und Verlässlichkeit nötig wären, gleich drei Eigenschaften,
über die unser Schmandschmock schlechterdings nicht verfügt. Er hat doch nicht
mal eine Ahnung, was er in seinem mühselig freigeschaufelten Zimmer eigentlich
aufnehmen will, aber wenigstens hat er für das Arschgebirge von Plautze und die
Abrissbirne von Arsch schonmal Platz geschaffen, falls er doch noch mal die
Kraft aufbringt, sich für die Dauer einer viertelstündigen Aufnahme richtig
hinzustellen, aufrecht auf seine zwei hornichten Hinterläufe, fast wie ein
richtiger Mensch. Könnte ja sein, dass ihm doch noch mal was einfällt, das er
dann natürlich sofort als großangelegtes neues Format ankündigen, das dann
endlich, endlich den Jutjubkarren aus dem Dreck ziehen wird, die Hoffnung
stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Ein weiteres todsicheres Indiz für die allumfassende
Allgegenwärtigkeit der Finanzlage ist Bummsdis Jahresrückblick. Was schaffte es
denn auf seine Liste? Was hat ihm denn das vergangene Jahr so vermiest wie
nichts anderes? Ein veritables Heer enthemmter Spasten, die den Dorfmief seiner
Provinzheimat nur dazu störten, ihm ihr Missfallen kundzutun? Die vielen,
vielen menschlichen Enttäuschungen? Die traurige Tatsache, dass er keinen
einzigen seiner Pläne für das Jahr in die Tat umsetzen konnte? Was war es denn
nun genau?
Richtig, die zwei größten Belastungen seiner Kasse. Er
musste seinen Bezeh-Gommbjuda erneuern und das war so teuer, dass die Koouuuln
nicht mal für die Grafikkarte gereicht haben. Und deshalb hat er auch immer
noch kein Auto, die zweite große Wunde, die nur deswegen weiter schwärt und
suppt und eitert, weil halt solche Ebbe herrscht im Drachenhort, dass er sich
auch 15 Monate nach seinem Unfall noch keinen fahrtüchtigen Gebrauchtwagen
absparen konnte. Bezeichnend auch, dass selbst der letzte gewissenlose Protestantenjockel,
der da in GOttes vergessener Drecksprovinz den Bauerndullis gebrauchte Autos
andreht, sich nicht auf irgendein Finanzierungsmodell mit dem Quallemann einlassen
will. Zwei Kassenposten mit einem
Gesamtwert von unter 3000 Euro sind für einen dreißigjährigen Alleinstehenden,
der ein Haus geerbt hat, der definitive Faktor, warum sein Jahr so scheiße war,
man kann es sich nicht mehr ausdenken, echt nicht, godverdomme. Wie vernichtend
das Urteil über sein eigenes Leben ist, das der Pleiteprallo sich damit
ausstellt, kriegt er natürlich nicht in sein Spatzenhönn, der arme, domme
Knallkopp.
Den dritten Hinweis auf die prekäre Finanzlage liefert der
domme Quallsack selbst durch die bemerkenswerte Souveränität, mit der er
jedesmal reagiert, wenn er auf die Koouuuln angesprochen wird. Dann wird
nämlich verlässlich die Platte aufgelegt, dass er ja im Geld nachgerade
schwimme und dass es im Gegentum die bösen Häider sind, die mit dem Rücken zur
Wand stehen und kein Einkommen und keine Rücklagen haben. Wer dann ganz still ist, kann hören, wie es
in dem schweinshässlichen Mostkopp klickt und surrt und rattert: Das ist der
Projektor, der dann aus Leibeskräften rendert, die unliebsame und trotz aller
dahingehender Anstrengung mehr schlecht als recht verdrängte Erkenntnis nach
außen zu kehren.
In derselben Liga spielt der gute, alte Arbeitslosentrigger.
Es ist einfach zu und zu schön, dass auch nach all den wunderbaren Jahren
dieser allererste Stachel immer noch so tief sitzt und bei der leisesten
Berührung schmerzt. Denn damit fing alles an, in der guten alten
Arbeitspulli-Zeit, als Leute mit schlechter Beobachtungsgabe noch annehmen
konnten, hier habe ein zwar deutlich vertrottelter und augenscheinlich recht
beschränkter, aber insgesamt irgendwie ja doch liebenswerter, weil
unverfälschter und halt authentischer Meddldulli seine Jutjubkarriere
gestartet. Das ist natürlich wieder alles falsch: Denn unverfälscht oder gar
authentisch war er nie, der Speckbeppo. Er hat sich von Anfang an für klüger
gehalten als seine Zuschauer und noch bevor die Kamera zum ersten Mal anging,
war er sich bereits sicher, er könne alle Zuschauer an der Nase herumführen,
täuschen und nach Strich und Faden verarschen. Und von dieser freilich auf
schier nichts gegründeten Annahme kann und kann das Blödarschgebirge nicht
lassen. Wenn nicht nur, dann sicherlich auch um die akribischen Bohrer und
Offenleger und Enthüller Lügen zu strafen, die ihm seine Hartzerexistenz
vorwarfen, hat Bummsdi der ARGE den ungeschlachten Rücken gekehrt. Hah, wie sie
alle nichts wissen und gar keine Ahnung haben, die dommen Häider, die ihn für
eine Hartzer halten!
Denn inzwischen ist
er ein Internetbettler und kann, wie er nicht müde wird zu betonen, “davon“
leben – ohne ins Detail zu gehen, wovon denn eigentlich. Dann zählt er Fidios
und Schdriems auf und erwähnt noch hundert andere Dinge, die genau so seiner
beschränkten Einbildungskraft entstammen wie die mehr als 50 Jobs, die er schon
gehabt haben will. Das wären übrigens, zieht man das Jahr beim Plastejakob und
das beim Kolpingwerk ab, kurz überschlagen ungefähr einer pro Monat, bis Rudi
eingebuddelt wurde.
Deshalb fällt Bummsdi es auch so schwer, Danke zu sagen für
die Barr’ne. Sie sind seine Lebensgrundlage. Bleiben sie mal aus, ist sofort
Polen offen – Rücklagen hat er keine, dafür aber einen Haufen Schulden und wenn
er den Stromzähler nicht füttert, gerät er unversehens in den Sog eines
Teufelskreises, an dessen Ende der völlige Kollaps stünde: nicht genug Barr’ne,
kein Strom, erst recht keine Barr’ne, erst recht kein Strom, fertig, aus,
Offenbarungseid. So viel ist selbst dem Arschprallo klar, und klar ist ihm
auch, wie viel von den godverdommten Barr’ne abhängt. Zeigt der Tschett eine
Spende mit hoher Zahl an, ist Bummsdi immer erst erfreut und dann merklich
geknickt und enttäuscht, wenn er entziffert hat, dass es sich um “Leiks“
handelt und nicht um Barr’ne, von denen es da eben paar Tausend gegeben hat. Aber
weil er es halt nicht lassen kann, sein Publikum an der Nase herumführen zu
wollen, muss er halt die ganze Zeit so tun, als seien ihm die Barr’ne völlig
schnuppe, als würden sie ihn überhaupt nicht interessieren.
Und immer wenn er in Kontakt gerät mit der Außenwelt, wenn
ihn a Gummbl nach Nürnberg kutschieren muss, zum Stromkaufen, oder irgendeine Nachbarin
in den Supermarkt, dann muss ihm eigentlich klar werden, wie prekär seine Lage
und dass das durchaus nicht normal ist. Andere Männer in seinem Alter haben
keine Prepaid-Zähler und werden nicht alle naslang von der Sparkasse angerufen
und kriegen nicht das Amzaon-Konto gesperrt – aber andere Männer in seinem
Alter haben halt auch eine Arbeitsstelle. Und immer wenn man Bummsdi daran
erinnert, dass er eben keine hat und ihm deshalb das Wasser eigentlich schon
bis zum Hals steht – oder stünde, wenn er noch einen Hals hätte, dieser haltlos
kapottgefressene Haufen Schwabbel – dann lässt im Klüterkopp innen drin der
Schellenaffe seine Tschinellen fallen und der Projektor sirrt und rattert und
aus dem Gesichtsarschloch quallt und schwallt der trotzige Sermon vom
erfolgreichen Jutjuber, der es geschafft hat, mit Rumsitzen Geld zu verdienen,
der sich das “erarbeitet“ hat und alle anderen sollen mal klarkommen.
Er versucht es halt immer wieder, der arme, domme Knallkopp:
Er glaubt, wenn er sich selbst das nur oft und laut genug einredet, dann wird
es schon stimmen., dann wird es schon irgendwie in Erfüllung gehen. Immerhin
ist er ja immer noch nicht verhungert, Strom ist auch noch da und Heizöl und
wenns trotzdem kalt wird, weil keine Koouuuln für neue Fenster da sind, dann
setzt er halt ne Mütze auf. Den dommen Zuschauern kann er ja erzählen, er mache
das, weil er mit Mütze so schlank aussieht. Man kann es sich echt nicht mehr
ausdenken, godverdomme.
Zu allem Unglück kommt zuletzt dann noch, dass der
Suppengumbo sich von einem anderen klammheimlich liebgewonnenen Irrsinnsplan
endgültig verabschieden musste: Ein gefeierter und natürlich überreich
bezahlter Bestseller-Autor wird er auch nicht mehr werden. Er ist kein Autor
mehr. Und wenn man ihn nochmal darauf anspricht, wird er mit Sicherheit
behaupten, das auch niemals geplant oder auch nur gewünscht zu haben.
Ursache dafür ist zum einen die traurige Tatsache, dass der
Lustlord seine Porno-Eskapaden jetzt direkt auf Pornhub zelebriert, das ist
einfacher und bequemer, als vor oder gar beim Wiggs’ne immer erst mühevoll
Sätze formulieren und hinklieren zu müssen. Zum anderen aber ist seine
Autoren-Ambition nun auch vermint, verbunden mit einer Kränkung, die ihn nicht
pointierter hätte treffen können, wenn sie tatsächlich darauf ausgelegt gewesen
wäre. Denn irchendeinem, ich weiß ned, wers war, irchendeinem Ehrenhäider ist
es gelungen, Bummsdi dazu zu bringen, sich Folge vier der sonderschönen
Animationsserie „Die drei Tintenkleckse“ anzuschauen, und zwar leif im Schdriem.
Da geht es um drei Autoren, die Herren Poe, Lovecraft und King, die als
Männer-WG allerhand phantastische Abenteuer erleben. In Folge vier nun ziehen
die Schreiber von Haus zu Haus, um Süßigkeiten zu erbitten und jedes Haus, wie
sollt es anders sein, ist von anderen berühmten Autoren bewohnt. Ganz zuletzt
führt der Weg an der Schanze vorbei – und bis es so weit ist, wird Bummsdis Geduld
beim Zuschauen auf eine harte Probe gestellt: Er erkennt natürlich keine der
vorkommenden Figuren, er versteht keine der Anspielungen und die ganze Zeit
geht es nicht um ihn. Er ist schon drauf und dran, abzuschalten, bis er endlich
die Schanze erkennt, und die Leiche von RBS, die vor dem Haus liegt. Dann
erscheint er selbst in übermannsgroßer Drachengestalt, wütet herum und wirft
mit einer Axt – endlich ist Bummsdi im Bilde, jetzt geht es um ihn und er kann
sich an der Darbietung freuen. Dann darf
er sogar noch das Regenbogenschaf verbrennen, hurra! Und just in dem Moment, in
dem Bummsdi anfängt zu glauben, hier habe sich wirklich und wahrhaftig jemand
alle Mühe gegeben, ihn gut dastehen zu lassen und ihm zu huldigen, zack, wird
der Drachenoger von einer Axt erschlagen, von einer Nebenfigur, die er nicht
erkannt hat. Abspann.
Wie gesagt: Wäre das Ende der Folge tatsächlich dazu gedacht
gewesen, Bummsdi vollrohr ins Messer laufen zu lassen, es hätte nicht besser
passen können. Die heillose Verwirrung
auf dem hageldommen Pfannkuchengesicht, das war einfach zu und zu schön.
Man
stelle sich vor, dass man bei Nutzung des Internets plötzlich auf eine Seite
trifft, die mit kryptischen Schriftzeichen einer unbekannten Sprache gefüllt
ist, die Bilder von einem selbst illustrieren. Verwechslung ausgeschlossen, die
Details sind eindeutig, man erkennt sich selbst, hat aber gleichzeitig absolut
keine Ahnung, worum es eigentlich geht. Irgendwie wird auch eine Geschichte
erzählt, und erst hält man sich für ihren Helden, nur um am Ende die eigene
Schlachtung zu erleben. Warum? Man weiß es nicht. Wer wars? Wieder keine
Ahnung. Wie ein belastender Traum, an den man sich beim Erwachen nur vage
erinnern kann. So oder so ähnlich muss Bummsdi sich in diesem Moment gefühlt
haben. Hier durfte er – vielleicht zum ersten Mal – einen Blick darauf werfen,
wie tief der Kaninchenbau inzwischen ist. Es geht längst nicht mehr nur um
irgendwelche Häiderkanäle, die ihm Kontent und damit Klicks und Abos klauen –
die hat er immer in seinem armen, dommen Knallkopp, gegen diese nimmermüde
Hydra der Rischdriemer und Zusammenfasser führt er seit Jahren einen
aussichtslosen Kampf, weil die eben fleißiger und klüger sind als er. Aber dass
es längst eine schier unübersehbare Fülle an Material gibt, das ihn zum Inhalt
hat, aber ganz ohne seine erbärmlichen Inhalte auskommt, davon hat er noch
immer keine Ahnung, der arme, domme Knallkopp. Aber zumindest durfte er jetzt
mal reinschnuppern und zumindest durfte er mal erahnen, wie abgrundtief die
Verachtung ist, die ihm entgegenschlägt. Und sie wird immer noch tiefer werden,
godverdomme.
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