Mittwoch, 19. September 2018

Postmoderne Feministinnen und ihr „strukturelles Problem“ (18.08.18)



Häwas, strukturelles Problem?
Ein solches wird grad mal wieder lauthals postuliert als eigentliche Ursache für Diskriminierung, Ungerechtigkeit, Frauenhass oder ganz allgemein als Antwort auf die Frage, warum denn der eigene Lebenslauf so gar nicht den Vorstellungen vom gelingenden Leben entsprechen mag, auch jenseits der 30 noch nicht. 

Verwendet wird er gern und eigentlich fast ausschließlich von den Gestalten, die der brave, nimmermüde Dorian [sallahui aleihi wassalam] nicht müde wird, als „postmoderne Feministinnen“ zu bezeichnen. Jetzt gerade rechtfertigen sie ihr hasserfülltes Internet-Getöse mit der Behauptung, Männer insgesamt seien Teil des „strukturellen Problems“, für das es irgendwie genau deshalb keine „individuelle Lösung“ geben könne.

Sowas passiert halt, wenn man junge Frauen auf die Universitäten – oder genauer: in geisteswissenschaftliche Fachbereiche – und sich dann ganz unbeaufsichtigt der Illusion hingeben lässt, sie seien jetzt ‘Akademikerinnen‘, wissenschaftlich beschlagen und in Theoriebildung versiert. Dann kleben sie hochtrabende Abstrakta aneinander, die sie vorher mit Markierstiften – die ironischerweise oft knallpinke Spuren auf den kopierten Arbeitsblättern hinterlassen – unterstrichen und für die Vokabeltests, die heutzutage als geisteswissenschaftliche Klausuren herhalten sollen, auswendig gelernt haben. 

Wenn man nun aber ganz höflich nachfragt, was denn ein „strukturelles Problem“ eigentlich sein soll, welche Eigenschaft  denn nun ganz konkret mit dem „strukturell“ bezeichnet sein soll, dann kriegt man keine Antwort. Höchstens künstlich aufgebrachtes Gekeife des Inhalts, man sei wohl zu dumm zu googeln und die Verfasserin sei niemandem eine Erklärung schuldig, weil sie eine strake, schlaue Frau sei und man könne sie mal kreuzweise. letzteres freilich nicht wirklich, denn das würde ja an sexuelle Gratifikation grenzen und die ist natürlich verboten, aber sowas von.
So drängt sich natürlich die Vermutung auf, die Verfasserinnen hätten selbst nicht den Schatten einer Ahnung, was sie da eigentlich schreiben, wenn sie wieder mal behaupten, diese oder jene ausgedachte Ursache für ihre eigene Misere sei „strukturell“.

Immerhin hat dieses harmlose Adjektiv es ziemlich in sich: ein strukturelles Problem ist ein Problem, das attributiv „strukturell“ sein soll, so weit, so klar. Dann hört es aber mit der Klarheit schon auf, denn unser Attribut könnte entweder 1.) eine Eigenschaft des Problems sein, 2.) eine Herkunft des Problems bezeichnen, oder 3.) seine derzeitige Position oder 4.) seine Ursache. Für die 1.) Bedeutung böte sich freilich die Form „strukturiert“ an, oder ihr Synonym „struktural“. Da aber auch „strukturell“ synonym zu „struktural“ verwendet werden darf – weil so viele ‘Akademikerinnen‘ das so oft und so lange sturheil falsch gemacht haben, bis es halt doch richtig wurde – und ferner nicht davon ausgegangen werden darf, dass die ‚Akademikerinnen‘ das richtigere „strukturiert“ überhaupt im Wortschatz führen, darf man auch die 1.) Bedeutung nicht von vornherein ausschließen. 

Ja wie ist das Problem denn nun? Hat es eine Struktur? Kommt es aus einer Struktur? Liegt es in einer Struktur? Wird es von einer Struktur verursacht? Fragen über Fragen, aber die ‘Akademikerinnen‘ schweigen sich aus.
Dabei müssten sie, noch bevor sie sich den möglichen Lesarten der Attribuierung stellen, der Herkunft des Adjektivs selber zuwenden. „Strukturell“ ist eine der Möglichkeiten, durch Suffix ein Substantiv in ein Adjektiv zu verwandeln.  Für das verwendete Substantiv kommen noch zwei weitere Suffixe in Frage, wobei wie gesagt das „-iert“ deutlich Bedeutung 1.) meint und das „-al“ in Verbindung mit Prozessen („-ung“ beim attribuierten Substantiv) eine 5.) Bedeutung aufmacht, indem es den Prozess in Ablauf oder Zielrichtung verortet. Uff.

Aber keine Angst, es wird noch schwieriger und undurchschaubarer, denn das Substantiv, das hier in ein Adjektiv verwandelt wird, hat auch mehr als eine Bedeutung! „Struktur“ bedeutet nämlich entweder 1.) die Anordnung der Teile eines Ganzen zueinander, also so etwas wie den Aufbau oder die Gliederung oder 2.) das Ergebnis dieser Gliederung, also ein nach Bauplan erstelltes Gebilde. Man könnte also zB die Struktur [i]einer[/i] Pizza beschreiben, also das Verhältnis von knusprigem Boden, fruchtiger Sauce, herzhaftem Belag und cremigem Käse in Menge, Anordnung und Beschaffenheit; ebensogut ist aber auch die ganze Pizza an sich [i]eine[/i] Struktur, da sie einen durchdachten Aufbau aufweist. 

Das wirft nun die drängende Frage auf, ob „strukturell“ nun den Plan bezeichnet oder das Ergebnis seiner Anwendung. Als Adjektiv auf „Problem“ bezogen ergeben sich also nicht weniger als acht verschiedene Bedeutungsmöglichkeiten (zwei Bedeutungen des Substantivs mal vier verschiedene Möglichkeiten der Attribuierung): Entweder der Plan hat ein Problem oder etwas, das nach einem Plan entstanden ist, hat ein Problem, oder das Problem rührt aus dem Plan oder einer Umsetzung her, wird von ihm oder seiner Umsetzung verursacht, oder das Problem selbst hat einen Plan, oder ist nach Plan gebaut.     

 Wer auch nur einigermaßen in geisteswissenschaftlicher Theoriebildung bewandert ist, weiß um diese Mehrdeutigkeit und bringt sie in seinen Formulierungen zur Sprache. Wer hingegen denkt, ein geisteswissenschaftliches Studium bestehe im Wesentlichen daraus, möglichst große Teile der kopierten Lektüreblätter oder erbettelten Mitschriften mit pinken Streifen zu verzieren und ansonsten in mittelgroßen deutschen Städten ein derartig peinlich bemühtes Bestreben nach hipper Urbanität an den Tag zu legen, dass es die Sau graust, der scheitert natürlich schon an den Mindestanforderungen theoretischer Formulierung, legt aber Höchstleistungen vor, wenn es darum geht, himmelschreiend bekloppte Verkleidungen in veganen Burgerläden oder Kaffeehäusern – in denen es alles gibt außer hundsordinären Filterkaffee – spazierenzutragen, Hirndünnpfiff auf „Poetry Slams“ als Kunstwerk zu postulieren, oder sich noch vor den dümmsten Propagandakarren der degeneriertesten Pseudowissenschaftler spannen zu lassen, wenn der nur nach den letzten Regeln der Mode verpackt angezockelt kommt – und freilich darin, mit spätestens Dreißig angesichts der eigenen Perspektivlosigkeit derart die Panik zu kriegen, dass man schreiend um sich schlägt und vor lauter Existenzangst mählich schön verrückt wird und ordentlich Kummerspeck ansetzt.

Nahezu alle von Dorians [sallahu aleihi wassalam] „postmodernen Feministinnen“ haben einen Universitätsabschluss – aber keine hat einen Doktortitel. Und das, obwohl sie sämtlich aus Fachbereichen kommen, in denen inzwischen noch die läppischste Dullistellen-Ausschreibung eine am besten gleich „hervorragende“ Dissertation voraussetzt. 
Denn trotz der miserabligen Arbeitsbedingungen ist der akademische Mittelbau sämtlicher geisteswissenschaftlicher Fakultäten so restlos überlaufen, dass jeder Abschluss jenseits der absoluten Bestnote nichts anderes mehr gilt, als ein Jodeldiplom. Die Fördergelder für den akademischen Nachwuchs auf diesem Gebiet sind vollumfänglich in diversen Graduiertenkollegs und „Exzellenz-Clustern“ versickert, die aber schon deshalb notwendig sind, um der Flut an Promotionsvorhaben noch Herr werden zu können.

Wo sind sie denn da, all die „postmodernen Feministinnen“? Aussortiert, lautet die einfache Antwort. Ihre Master-Abschlüsse genügen den Mindestanforderungen der akademischen Laufbahn nicht, wie sie ja schon den Mindestanforderungen geraden, klaren Satzbaus nicht genügen, weil ihre Verfasserinnen auch im Aufbaustudiengang nie was anderes gelernt haben, als per Anhalter zu denken: Einfach die buzzwords aus den gerade angesagten, hippen Theoriewerken unterstreichen, in windschiefe Satztrümer packen, fertig ist die Laube. 
Dass das keine Wissenschaft ist, merken die aber alle erst, nachdem man ihnen ihr Jodeldiplom ausgehändigt hat und sie auf dem freien Arbeitsmarkt nach Anwendungsbereichen für ihr vermeintliches Theoriewissen suchen. Was mit Texten, was mit Medien, ja scheißdochrein, wer schon an den Grundlagen der Linguistik scheitert, kann selbstverständlich in einer völlig überlaufenen Nische des Turbokapitalismus nicht Fuß fassen. 
Das kommt davon, wenn man sich aus Gründen der modischen Eitelkeit gleich auf die „Postmoderne“ stürzt, ohne vorher die „Moderne“ durchgeackert zu haben. Dann haben die eigenen Konstrukte kein Fundament, dann fehlt alles, dann stürzen die ganzen zusammengestümperten Worthülsen und Satzbaustellen beim ersten kleinsten Gegenwind in sich zusammen. Und, Protipp, meine Damen: Die „Moderne“ der deutschen Geisteswissenschaft beginnt allerspätestens im Jahre 1624.

Haben die selbsterklärten „Postmodernen“ natürlich keine Ahnung von. Wie sie ja auch von sonst nichts wirklich Ahnung haben; ihr Fachwissen wirkt wie von einer Elster zusammengeklaut, oder von der Rückseite irgendwelcher Frühstücksflockenpackungen (Diskurs-Flocken, vielleicht, oder Poststruktur-Pops) zusammengelesen.
Und das schlimmste ist: Das hat ihnen keiner je gesagt. Wenn diese Trullas mit mitte Zwanzig endlich die Uni freiräumen, sind sie der unerbittlichen Ansicht, starke, schlaue ‚Akademikerinnen‘ zu sein, dem ungebildeten Pöfel haushoch überlgen, mit allen Wassern gewaschen, bereit, die Welt neu zu definieren. Und sobald sie anfangen, mit ihren pink markierten Schlagwörtern um sich zu werfen, weiß jeder, der Ohren hat, zu hören, was es geschlagen hat und sortiert sie sofort aus. 
Nix is mit der erträumten Karriere mit Texten oder Medien, und nix is auch bald mehr mit Kaffehäusern, veganen Burgerläden und hippen Verkleidungen. und weil erst Papi und dann der Sachbearbeiter bei der ARGE immer dringlicher anfragt, wann denn das Fräulein Gut gedenke, sich mal zu echter Arbeit bequemen zu können, desto mehr wächst eben nicht die Erkenntnis, dass man die besten Jahre seines Lebens einer vollkommen nutzlosen Pseudoausbildung geopfert hat (in deren Verlauf man nicht mal richtig aufgepasst hat), sondern vielmehr die Wut darüber, dass all diese bösen Männer um einen rum nicht endlich einsehen wollen, was für eine tolle, schlaue, starke ‚Akademikerin‘ man doch ist und einem die Welt zu Füßen legen, wie es in den eigenen Mödchenmorgen-Blütenträumen doch immer der Fall war.

Und in dieser Dunstglocke aus Unverständnis, Selbstüberschätzung, Dünkel und Selbstgefälligkeit sind natürlich alle anderen Schuld daran, dass man so unzufrieden ist und gar keinen Bock mehr hat, morgens aufzustehen (weswegen so viele sich gleich selbst eine Depression diagnostizieren) und lieber den ganzen Tag lang im Internet herumdümpelt, Serien aus der eigenen Kindheit anschaut und dabei langsam aber sicher sowohl geistig als auch körperlich völlig aus dem Leim geht.

Und dann kann es halt leicht passieren, dass man alles nochmal auf eine Karte setzt und eben schreiend um sich schlägt, sich flugs einen Popanz ausdenkt, einen Sündenbock und Watschenmann, der entweder eine Struktur hat oder eine Struktur ist und aus ihr kommt oder in ihr gründet oder eine hat, ach, drauf gepfiffen, postmodern hieß doch eigentlich so uneigentlich oder nicht, was solls, schnell runtergekliert das Ganze und ins Netz geschissen. 
Dann regen sich die Leute im Internetz auf und man kommt ins Gespräch. Und wenn man ganz großes Glück hat, kann man sich dort so lange halten und hartnäckig schreien und um sich schlagen, bis man am Ende doch noch einen schönen Druckposten an den Fleischtöpfen Ägyptens erhält und fortan wieder brav die Fresse hält. Hat bei der Wizorek ja auch geklappt.
         

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