Der Ventilator möhrt auf Hochtouren und Bummsdi hockt auf
dem Sofa, zu neuen Nutzlosigkeiten bereit.
Der helle Schweiß steht ihm auf der Stirn, weil er schon vor
Aufnahmebeginn die Patschehändchen, zu Pommesgabeln verkrampft, auf Brusthöhe
halten musste. Kaum hat er die Begrüßung absolviert, lässt er sie ächzend
sinken, uff, was ne Anstrengung. Aber er will sich ja für dieses Frageformat,
dieses Feuerwerk der Selbstdarstellung, auch extra anstrengen.
Anstrengend sind diese Fidios eigentlich nur, weil der Leselümmel
sich dabei mit monoton sonorer Stimme durch kurze Fragen hindurchbuchstabieren
und dabei verzweifelt versuchen muss, nicht WAS zu sagen, immer wenn das
Spatzenhönn die Laute, die da aus dem Gesichtsarschloch quallen, nicht
problemlos zu bekannten Wörtern zusammengerendert kriegt. Für Reiner bedeutet lesen,
dass Reiner Reiner zuhören und verstehen muss, was der da sagt. Das fällt schon
normal intelligenten Zuhörern bisweilen reichlich schwer, für Spatzenhirni ist
es die reine Strafe.
Kuscheltiere kauft er sich noch? Ja wann denn? Wovon denn?
Schon mit der ersten Antwort ist klar, dass der Schmalzaffe uns in diesem Fidio
nach Noten die Hucke vollügen wird. Selbst so belangloser Dreck nötigt den
Mastbommel zur Lüge –weil er alles wissen, alles können, alles haben muss. Kann
ja nicht angehen, dass ein immerhin fast dreißigjähriger Fast-sowas-wie-Mann
keine Kuscheltiere hat – Speckbeppo hat natürlich säckeweise davon!
Und eine neue Lesestrategie hat er auch noch – er versucht
erst gar nicht, Sätze zu modulieren, er liest einfach Wort für Wort ganz
langsam und deutlich her. So gelingt es dem Schmandsack, zwei der drei nächsten
Fragen korrekt vorzulesen, immerhinque.
Und ja scheißdochrein, der Öloger will mal wieder
unglaublich lustig und selbstironisch sein. Das ist immer besonders schwer
auszuhalten. Erstens ist es ungefähr so lustig wie ein Poetryslam, zweitens
auch ungefähr so authentisch und professionell vorgetragen und drittens wirft
es die unklärbare Frage auf, was diese Aktion eigentlich soll. Glaubt der
Käsekracher allen Ernstes, er könne damit Zuschauer für sich gewinnen? Wer ist
eigentlich die Zielgruppe für dieses Format?
Neuankömmlinge, die sich einen
ersten und hoffentlich positiven Eindruck vom ach so sebstironischen
Wurstwabbel machen sollen, werden auf jeden Fall nicht angesprochen: Dieses
Format richtet sich nur an Zuschauer, die seine gesamte Hintergrundgeschichte
in- und auswendig können. Denn wer irgendwas nachfragt, das schonmal
vorgekommen ist, wird sofort heruntergeputzt.
Schwibbschwabbel hat keine Lust mehr, alles immer wieder
sagen zu müssen. Er hat doch auch schon dausendmal bei ganz vielen
Gelegenheiten zugegeben, dass er selbst Fehler gemacht hat, das muss doch
langsam mal reichen etzadla. Welche das wohl waren, hat er bei keiner Gelegenheit
gesagt. Es reicht die Generalbeichte „Scheiße gebaut“ zu haben und dann soll
auch langsam mal gut sein. Schwibbschwabbel wäre nicht Schwibbschwabbel, wenn
er der Erwähnung dieser mysteriösen eigenen Fehler nicht sofort ein „allerdings“
oder ein „aber“ folgen ließe (in dem haltlosen Gelüge, das er hier anstelle von
interessantem Gehalt präsentiert, finden sich beide). Denn die anderen sind ja
alle auch Scheiße. Und in Reiners Klüterkopp ist das immer noch die allerbeste
Absolution: Er bleibt, wie er ist, er kann sich aufführen, wie er will, wenn
nur die anderen auch „Scheiße baun“ und angefangen haben, das galt damals in
der Baumschule schon, so hat ers abgespeichert als Gewissheit in seinem armen,
dummen Knallkopp.
Genau wie es nach wie vor als Selbstkritik gilt, wenn man
einfach nur zugibt, beileibe nicht der Beste zu sein. Dann darf man auch die
anderen kritisieren, die nämlich keine Effekte verwenden oder es gleich
ganz unterlassen, sich im Weltnetz zum Obst zu machen. Wer so viel gesunden
Menschenverstand mitbringt, möge bitte gleich das dumme Maul halten, der wird
nämlich von unserem Suppengumbo gleich von vornherein ignoriert. Neuankömmlinge
sind, wie gesagt, bei diesem Format nicht gefragt.
Alte Hasen aber auch nicht. Die sollen keine indiskreten
Fragen stellen, die haben nämlich von unserem dicken, fetten Pfannkuchen in der
Vergangenheit genau so viel erzählt und präsentiert bekommen, wie er
preiszugeben bereit ist. Alles andere is Briwadsache, das geht keinen was an.
Stellt sich also wiederum die Frage, was denn eigentlich der
Sinn dieses ganzen erzbekloppten Formats sein soll. Nur gut, dass der
Zipfelklatscher selbst die Antwort darauf gibt, indem er per Einblendung (acht
Fehler in 26 Wörtern, ja scheißdochrein) die Sorte Interview-Fragen einblendet,
die er sich so vorgestellt hat und die sich sämtlich auf dem Niveau des Drachenlady-Gesprächs
bewegen. Dass die Fragesteller da ähnlich stark in ihn verknallt sein müssten,
wie der Suppengmubo in sich selber, kriegt er natürlich nicht in sein
Spatzenhönn. Auf dem Planeten Reiner leben wohl tatsächlich Zuschauer, die
sowas wissen wollen. Hageldumme Banalitäten, nach denen kein Hahn kräht eben.
Und gleich zwei davon haben mit Kuscheltieren zu tun – da hat die erste Frage
das Spatzenhönn wohl richtig in Renderlaune gebracht, das dauert noch ein
Weilchen, bis es von diesem hochbrisanten Thema wieder loskommt.
Im nächsten
Schdriem taucht bestimmt ein ganz doll lustiges Kuscheltierchen auf – falls
Schwippschwarti eins findet in dem ganzen Drecksgelumpe, das seinen Lebensraum
bis an die Schmerzgrenze anfüllt.
Es wird ja alles nicht besser. Zum Finale läuft der gute,
alte Lügenlord dann noch mal zu Höchstform auf und während er krampfhaft
Augenkontakt mit der Kamera hält, erzählt der Schandsack eine Räuberpistole des
Inhalts, dass sein eiserner Heldenmut angesichts des unverdienten Hasses schon
mindestens (mindestens!) einem seiner treuen Fenns das Leben gerettet hat, denn
ohne den Durchhaltelord hätte der sich weggehängt.
Nicht genug, dass Ort und Zeit dieses lebensprägenden
Ereignisses ihm nicht mehr geläufig sind – genausogut könnte er behaupten, das
Ganze sei passiert, als er am Todestag seines Vaters auf dem Weg ins Waisenhaus
war, um dort Spielsachen zu verschenken. Nein, darüber hinaus muss er sich mit
dieser faustdicken Lüge auch gleich noch seine ganze erbärmliche Scheißexistenz
schönlügen. Deshalb macht er weiter! Nicht, weil er ein erzblöder, bocksturer
Knallkopp ohne Perspektive ist, der einfach keine andere Wahl mehr hat, nein,
er ist ein Held! Seine Sturheit muss so, sonst sterben Menschen! Rollo, Aller, man kann es sich wirklich alles
nicht mehr ausdenken.
Andere fast Dreißigjährige können sich genau an den Ort
und den Zeitpunkt erinnern, als sie die Beförderung erhielten, oder zum ersten
Mal ihr Kind hielten, oder diese zwei geilen Negerinnen auf einmal weggeflankt
haben oder was auch immer man so als Hochlicht der eigenen Existenz verbuchen
kann. Unser Prallo hingegen führt ein so hundserbärmliches Drecksleben, dass
ihm nichts anderes übrigbleibt, als auf die Frage nach dem schönsten Moment in
dieser verlumpten und an die Wand gefahrenen Ranzexistenz eine faustdicke Lüge
zu erfinden, die nicht etwa das Mitleid des Hörers erregt, sondern ob ihrer
frechen Selbstherrlichkeit einfach nur das Blut ins Auge treibt und nicht nur
dorthin. Rollo, Aller, ihr könnt das nicht sehen, aber ich sitz hier mit ner
Wutlatte. Kannste dir nicht mehr ausdenken, godverdomme.
Doch, der Speckbeppo, der kann. Er kratzt sich kurz am Kopf,
sobald die Lüge fertiggerendert ist, aber dann wird ganz ohne Hektik
weitergelogen. Dabei steigert sich Bummsdi so sehr in die erstunkene Mär von
der eigenen Standhaftigkeit und Edelsinnigkeit hinein, dass er noch einen
improvisierten Kindermutmach-Sermon ins Netz kobert. Vollends zufrieden damit,
was für ein großartiger Kerl er doch ist, attestiert er sich danach noch alle
Qualifikationen eines Motivationstrainers.
Endlich eine Stelle in diesem Dreck, die nicht heillos
zusammengelogen ist. Ja, Motivationstrainer wäre einer der wenigen Jobs, die
Reiner durchaus hinkriegen könnte. Wenn er nur nicht so abstoßend hässlich
wäre, der stinkende Schmandschmock.
Möglicherweise ist der Sinn dieses ganzen Elends ja auch
nur, dass die Talgkanaille dringend einen kleine Boost gebraucht hat. Sich ein
wenig zurückziehen in eine kuschlige Traumwelt voll niedlicher Plüschtiere, in
der es keinen Rudi mehr gibt, in der er als menschenrettender Held gefeiert
wird und Heerscharen von Bewunderern ihn Fan-Trivia auf Schülerzeitungsniveau
abfragen. Passt ja dazu, dass er eine Frage nach seiner Traumwelt beantwortet –
und natürlich wieder lügt dabei, denn dieses Fidio ist die Traumwelt, die er
sich errichtet hat und die er um jeden Preis gegen die böse Realität
verteidigen will.
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