Jaguuut, ein Mensch, von mir aus – aber was für einer.
Eines von den Exemplaren, die glauben, bei Ferngesprächen müsse man brüllen wie
nicht ganz gescheit, um die Distanz zu überbrücken, die nicht wissen, wie Präpositionen
funktionieren, die ganz ohne Spaß das synthieverseuchte Panflötengetute
irgendwelcher Möchtegern-Eingeborener für „geile Mugge“ halten. Ein ganz und
gar erbärmliches Geschöpf, das angerauchte Kippen wieder aus dem Aschenbecher
fischt und nochmals entzündet, das schon damit heillos überfordert ist, ein
volles Glas grade zu halten und sich nicht so zu bewegen, als hätte sie ihre
Gliedmaßen aus zweiter Hand von einem Tierpräparator erworben. Eine von der
Sorte, deren zahllose Fehler und dommen Entscheidungen unauslöschliche Spuren
hinterlassen haben auf dem ungesund gealterten Gesicht, das insgesamt so aussieht
wie ein Schlachtfeld, auf dem Gendefekt und hageldicke Dommheit sich getroffen
haben zu blutigem Strauß.
Das ist Biancer, durch und durch mindere Sorte, eine
so veritable Sperrmüllmulle, dass sie selbst Matrosen beim Landgang nach
Monaten auf hoher See noch Geld zustecken müsste, bevor sie mit aufs Zimmer
darf. Als Reiner geboren wurde, war sie wohl schon süße Siebzehn und ist von
den drei seither verflossenen Jahrzehnten mehr als nur a weng gebeutelt,
angeschlagen und in Mitleidenschaft gezogen. Die Haare sind bereits auf breiter
Front auf dem Rückzug und wie schlimm die Kauleiste aussieht, lässt sich nicht
genau ermessen, weil Bummsdis Bambusleitung den gnädigen Mantel der Verpixelung
über das himmelschreiende Elend breitet. Der Anblick ist insgesamt so dermaßen
und abgrundtief traurig, dass er beim Betrachter das dringende Bedürfnis
erzeugt, unverzüglich und nachdrücklich Schnaosgift ins System zu schmettern,
bis zwar keine Freude aufkommt, die erdrückende Tristesse aber wenigstens
erträglich wird.
Ist ja nicht so, als wäre man damit allein. Biancer
selbst hat ja auch schon orrnlich vorgelegt. Um der Wahrheit Genüge zu tun: Sie
ist eigentlich sogar rappelvoll bis Oberkante Unterkiefer, so herrlich und
heillos besoffen wie weiland der legendäre Eh Mallah. Schanzenluft macht wohl
durstig, godverdomme.
Und wie das legendäre Vorbild muss auch Binacer ersma
die gehaltvolle Cola auf den Teppich kippen, verursacht dann – leider dem
Blickwinkel der Kamera entzogen – irgendwelchen scheppernden Sachschaden, wirft
beim Versuch, den eigenen windschiefen Leib neben das Arschgebirge auf die Ranzcouch
zu zwängen, klöterklöter ein paar vorher zügig geleerte Bierflaschen um und
zeigt derweil eine ebenso hartnäckige wie enthusiasmierte Weigerung sich anders
als aus Leibeskräften brüllend mitzuteilen. Wer will ihr das auch verargen, so
oder so kapott. Wenn man sich aus lauter offenbarer Hageldommheit plötzlich
innerhalb der Schanze wiederfindet, ist sicherlich das Bedürfnis
nachvollziehbar, sich die Folgen dieser jüngsten Erzblödheit nach Leibeskräften
und in Windeseile schönzusaufen.
Unser dicker, fetter Pfannkuchen hält indes nicht mit.
Muss er ja auch nicht. Er ist ja von der eigenen Grandezza schon wie besoffen
und thront mehr auf dem Ranzsofa, als dass er säße, die Arschbacken des
Arschgesichts verzerrt von einem so selbstgefälligen Grinsen, dass man es mit
einer Dachlatze wegwischen will.
Ganz nonchalant will er sein, der Speckbeppo. Ganz
betont unaufgeregt und beiläufig, als sei es das alltäglichste Ereignis der
Welt, dass irgendwelche fremden Weiber durch sein Spielwohnesszimmer fallen,
denn immerhin kehrt ja auch seine sagenhafte Freundin häufig genug bei ihm ein.
Leider verdirbt der alkoholschwangere Radau, den Biancer veranstaltet, die Überraschung
schon viel zu früh – bleibt also nur, eine linkische Umarmung im Sitzen zu
inszenieren, Schulter gegen Schulter, vermutlich auch deshalb, weil sonst die
Wedelärmchen nicht mehr um Biancers windschiefen Leib und den eigenen Wanst
passen würden.
Umarmung plus der Handkuss, den Schwibbschwabbel, der selbsterklärte
Mittelalter-Experte, seinem darob eher verdutzten Besuch angedeihen lässt,
sollten doch wohl reichen, den Tschett die Vermutung äußern zu lassen, es sei
wirklich und wahrhaftig die sagenumwobene Drachenfreundin zu Gast.
Ja scheißdochrein, so rotzevoll ist die Trümmerlotte
dann aber doch nicht, diese Vermutung unkommentiert stehen zu lassen und Funken
verbliebener Weiberschläue, ein Restchen gesunden Menschenverstandes reichen
aus, entsprechend zu reagieren: Nein, zusammen sind sie nicht, natürlich nicht,
auf keinen Fall, das wär ja widerlich.
Und wie auf Kommando verschwindet das Grinsen aus
Schandsacks Arschgesicht.
So hat sich der Bummsdi das nicht gedacht, dass
Biancer die Bombe einfach so mir nichts, dir nichts platzen lässt, da wär aber
mehr drin gewesen. Unter Garantie hätte der Speckarsch die Vermutung nur zu
gern im Raum stehengelassen, hätte beziehungsreiche Andeutungen gemacht, um den
heißen Brei herumgeredet und sich insgesamt gesonnt in seiner Wunsch- und
Traumrolle als großer Manipulator und Leutehereinleger.
Damit ists nun Essig, godverdomme, was muss die Ollsch
auch so rettungslos besoffen sein, das Herumkrakeele geht ihm auch schon
mählich auf den Sack und zu allem Überfluss bricht jetzt auch noch der Schdrihm
ab. Insgesamt ist dieser Einblick ja dankenswert kurz, es gibt ja eigentlich auch
nichts zu tun und nichts zu sagen. Angeben will er, der Prahlprallo, dicketun
will er sich, der Dickarsch, alle, alle sollen es sehen: In der Schanze ist
heut Mullenalarm.
Vorbei und vergessen die edelsinnigen Vorbehalte des
hauptberuflichen Mobbingopfers, der alle kleinen Nutzer des Weltnetzes von sich
fernhalten will und muss, damit die nicht kapottgehäidet werden, vorbei und
vergessen das hundserbärmliche Gebaren, mit dem der Kappeskopp seine aus
Arroganz und Sturheit gewachsene Isolation zur heldenhaften Allein-gegen-den-Rest-der-Welt-Pose
umlügen wollte, vorbei und vergessen auch jede Versicherung, nie und nimmer
Kontakt zum eigenen Publikum aufzunehmen.
Und so sicher wie Tod und Steuern hat dieser
Gesinnungswandel damit zu tun, dass Bummsdi irgendwo unter den Billotextilien,
die von Biancers ungeschlachtem Leib herabhängen, ein wenn auch übelstinkendes,
so dennoch veritables Fickloch wittert. Und der Wunschwubi vom Schauerberg hat
offenbar wider alles bessere Wissen immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben,
dereinst sein ebenso übelstinkendes Fischpimmelchen in ein solches hineinzupraktizieren,
der arme, domme Knallkopp.
Und der Wanstwubi wäre nicht der Lustlord, wenn er
nicht ohne Umtände zügig zur Sache käme, und zwar mit dem ganzen Charme, den
der HErr der Heerscharen einer Mongolenhorde verliehen hat, oder einer
Dampfwalze. Im Laufe einer einzigen Viertelstunde versucht unser fetter Treibauf
es zunächst mit einer Anzüglichkeit, nur um dann bei der erstbesten sich
halbwegs bietenden Gelegenheit sofort zudringlich zu werden.
Doch so viel Schnaosgift hat selbst der Teufel nicht
gemacht, dass irgendein Weib auf der Welt sich fände, diesem eklen Ansinnen
nicht sofort und nachdrücklich Einhalt zu gebieten. Nahkampfklopsi wird von der
kreischenden Biancer jedenfalls instant gekorbt und später noch mit Kissen
beworfen, sodass er die Schmach verinnerlicht und nicht vergessen möge.
Abgeblitzt bei einer stinkbesoffenen Sperrmülltrulla, Rollo, Aller, ein neuer
Tiefpunkt ist erreicht. Und so vor den Kopp geschlagen ist selbst unser
Prallarsch nicht, dass er das nicht mitbekäme und deshalb bei der Kissenschlacht
auch nicht mit dem rechten Herzblut bei der Sache ist.
Kann natürlich auch sein, dass Biancer besoffen und
blöde genug ist, Reiners Lügerey über seine Drachenfreundin zu glauben und ihn
daran erinnern will, dass er in festen Händen sein und seine wabbligen Hände
von ihrem windschiefen Leib lassen soll. So oder so, der Kissenwurf und die schmerzliche
Erinnerung an diese besonders erbärmliche Episode in Reiners kapottem Leben sind
ein direkter Angriff auf das Zentrum des Lustlords, man sieht förmlich, wie der
Späher Angst kriegt und immer noch kleiner wird.
An diesem Punkt der Entwicklung angelangt, verliert
der dicke, fette Charmebolzen dann auch zusehends jedes Interesse an seinem Besuch.
Statt weiter krampfhaft zu versuchen, an Biancers abgetakelter Physis herumzuschrauben,
schnappt er sich lieber sein Henndi und daddelt a weng darauf herum, während
Biancer neben ihm eine Art Siegestanz aufführt, oder von der
Kirmesindianer-Deppenmusi in ekstatische Zuckungen versetzt wird. In diesem
Augenblick sieht es auf dem Sofa wirklich aus wie Hochzeit in der
Bethelwerkstatt: ein griesgrämiger, grotesk aufgedunsener Arschsack und eine
abgetakelte Schnaosdrossel, die sich freut, mit Zichte an im Warmen zu sitzen,
auch wenn das Warme nach Eierschiss stinkt, und beide wirken, als wüssten sie
nicht so richtig, wie sie eigentlich dort hingelangt sind. Man kann es sich
einfach nicht und nicht ausdenken.
Im Gegensatz zum Verlauf des weiteren Abends nach dem
endgültigen Schdriemabbruch. Den kann man sich ausdenken, man will es aber
nicht. Dass Biancer den Rest der Bierkiste zeitnah vernichten wird, nebst
sämtlichen Alkoholika, die sich irgendwo in den Trümmern von Reiners Restleben
noch aufspüren lassen, darf als ausgemachte Sache gelten. Dass sie nach diesem
Gelage nicht mehr den Versuch unternehmen wird, den PKW in das eigene Restleben,
den Schoß ihrer bedauerns- wie beklagenswerten Familie zurückzusteuern, lässt
sich ebenfalls annehmen. Dass die angebliche zweifache Mutter abends um halb
neun nichts besseres zu tun hat, als einen landauf, landab berüchtigten fetten
Doofarsch heimzusuchen und sich dort rettungslos vollaufen zu lassen, legt wiederum
den Schluss nahe, dass sie auch am nächsten Morgen keine als allzu dringlich
verspürten Verpflichtungen daran hindern werden, ersma ihren Rausch auszuschlafen,
und zwar nach wie vor in der Schanze. Und natürlich wird der Lustlord keine
Einwände dagegen haben, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Und wenn auch eine schließlich bis zum Umfallen
besoffene Biancer nicht aufhören wird, seinen Avancen Widerstand zu leisten,
wird sie ja doch irgendwann die Bewusstlosigkeit übermannen. Und dann hat
Reiner endlich Gelegenheit, die Billotextilien beiseite zu schieben und sich
endlich, zum ersten Mal in seinem Leben, eine echte nackte Frau aus der Nähe
anzuschauen.
Vielleicht schießt er auch noch ein paar schöne
Bilder, zur Erinnerung. Vielleicht packt er dazu gar den Späher aus. Vielleicht gelingt es ihm sogar, den der Biancer
ein Stück ins offenstehende Schnarchmaul zu schieben. Oder er steckt ihn ihr
ins Ohr, wer weiß das schon, wer will das auch so genau wissen.
Mit Sicherheit weiß man nur eins: Das wird böse enden,
godverdomme.