Montag, 29. Oktober 2018

Reiner und Macbeth



Bummsdi hat Shakespeare nicht gelesen. 

Macht ja nichts, muss er ja auch nicht. Da ist er in bester Gesellschaft, die meisten Leute in unserer schönen Republik haben ein Sammelsurium ungeprüfter Halbwahrheiten da verbaut, wo bei anderen Leuten eine versierte Allgemeinbildung sitzt. Völlig egal, solche Leute können trotzdem produktive und glückliche Existenzen fristen, in denen sie etwa an der Wursttheke Wurst abschneiden, oder mit Wohlfühlgewicht und selbstgebastelter Holzperlenkette Kindern das Lied vom Butzemann beibringen oder in Phantasieuniformen die anderen geistigen Tieffliger schurigeln, die tagein tagaus in der Bahn herumfahren.

Daran ist durchaus nichts ehrenrühriges. Und wenn Susi Sachbearbeiter oder Bernd Busfahrer nach fünf, sechs Jahren solcherart gefristeter Existenz unzufrieden wird und anfängt, den geistigen Horizont zu erweitern, Interessensgebiete jenseits der Bundesliga entwickelt und zusehends Wissen um die große weite Welt erwirbt, dann ist das sogar aller Ehren wert. 

Unser dicker fetter Pfannkuchen aber, der hat diese Phase nach guter alter Site mal wieder einfach übersprungen. Die nagende Unzufriedenheit mit der eigenen verpfuschten Existenz, die immer wieder immer deutlicher empfundene eigene Minderwertigkeit, die sind ihm eben nicht der Antrieb, der Anstrengung ermöglicht und befördert, der gilt ihm schon als getane Arbeit, als erreichtes Ziel. Es genügt doch, dass er sich den Text von Macbeth gekauft hat, um damit anzugeben, was für ein Schöngeist er ist, es reicht doch, dass er eine Schachspiel-Äpp auf seinem neusten Spielzeug installiert hat, um sich als Arbeiter der Stirn zu profilieren. 

Statt die Erkenntnis zu gewinnen, dass er domm ist wie Schifferscheiße und daran etwas ändern sollte, hat er nur das Bedürfnis, als intellektuell und geistig hochversiert wahrgenommen zu werden. Natürlich will er nichts dafür tun, Anstrengung ist nicht so seins. Bleibt ihm die liebgewonnene Lüge; fehlt nur noch ein unbedarfter Dommer, der das ganze Elend noch nicht so richtig überschauen kann und deshalb stillhält, wenn man ihm einen faustdicken Bären nach dem anderen aufbindet. Hallo Dschäggi, du domme Sau.

Und selbstverständlich kriegt es der Suppengmobu auch nach Jahren hartnäckiger Lügerey nicht in seinen häslichen Mostkopp neigerendert, was für ein immens schlechter Lügner er ist. Der Speckbeppo, der leif vor laufender Kamera den erzbekloppten Plan in die Tat umsetzen möchte, sich als hochgeistigen Denker zu etablieren, wirkt wie das Kaschberle aus dem Kachberletheater, das den Kindern irgendeinen hahenbüchenen Irrsinnsplan erklärt, wie er das Krokodil reinlegen und den Kuchen klauen wird und dabei gar nicht bemerkt, dass das Krokodil längst hinter ihm steht. 

Wie unbeholfen er beim Lügen ist, dass kriegt der Schandsack nicht auf die Kette –und erst recht kapiert er nicht, welche fatale Folgen diese Unbeholfenheit hat, denn sein Publikum durchschaut ja nicht nur die Lügen so klar und deutlich wie zerschlagene Fensterscheiben, es kann ja obendrein einfach nicht fassen, mit welcher dommen Dreistigkeit der Schmalzaffe hier versucht, sein Publikum für domm zu verkaufen: Geltungsdrang, Faulheit, Unaufrichtigkeit und dreiste Frechheit – da ist die üble Melange, aus der Bummsdis Internetpräsenz von Anfang an zusammengerührt wurde und dieses ekle Gebräu will er allen Ernstes seinen Zuschauern servieren und dafür bezahlt werden. 

Rollo, Aller, man kann es sich wirklich nicht ausdenken. Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen, ist der Speckbeppo dann obendrein allen Ernstes und ganz ohne Spaß zu domm dazu, um zu begreifen, warum ihm dieser Versuch angekreidet wird, warum die mit solchem zusammengestümperten Schlangefraß giftigster Zutaten bewirteten Zuschauer den Weg einschlagen zu der Giftküche, in deren stinkendem Abraum der fette Suppengmobu diesen ganzen räuddigen Rotz zusammengepanscht hat, um ihn dortselbst ihre Entrüstung kundzutun.

Aber es ist ja kein Wunder, dass der Lügenlord keine Ahnung davon hat, was für ein unglaublich schlechter Lügner er eigentlich ist und wie sehr er die Leute gegen sich aufbringt mit dem windschiefen Kartenhaus, das er für ein raffiniertes und schier undurchschaubares Lügenkonstrukt hält. Einerseits hatte er früh das Bedürfnis, sich den Totalschaden, der als sein kümmerliches Leben herhalten muss, schönzulügen, andererseits hatte er jedoch  zeitlebens nie wirklich Kontakt zu normal intelligenten Menschen, die seine dahingehenden Versuche hätten eindämmen oder unterbinden können. 

In der Dullischule war der kleine Arschaffe noch einer von den klügeren, da konnte er sich an so ganz depperte Willis halten, bei denen der Versuch, einen Atzvenzkranz zu basteln damit endete, dass sie die Deko-Plastenüsse aufzufressen versuchten und sich eine Kerze an den Dommkopp klebten. Klar, dass die mauloffen Kleinreiners erstunkenen Heldentaten lauschten – dass ihnen dabei der Sabber auf den Schuh troff, ignorierte der Speckbeppo einfach. 

Seiner Rabenmutter daheim war es schlicht und ergreifend scheißegal, ob die wandelnde Enttäuschung, die sie ihren mißratenene Sohn nennen musste, am Sportunterricht teilnahm oder mal wieder die Schule schwänzte, oder warum er in Deutsch mal wieder mangelhaft stand, also überprüfte sie auch die hahnebüchensten Entschuldigungen und Ausreden nicht, sondern nickte jedes Lügenmärchen einfach ab. Und sobald Bummsdi ganz allein und unkontrolliert den Schanzenlord für die minderjährige Dorfjugend gab, die er im ewig sturmfreien Albtraumhaus mit Alkoholika bewirtete, waren die natürlich schlau genug, sich dieses Refugium nicht selbst zu sabotieren, indem sie den Gastgeber etwa kritisierten. Sollte r doch seine Ammenmärchen und Räuberpistolen zum besten geben, Hauptsache, sie konnten seine Zichten wegpaffen und sein Schnaosgift in ihre dommen Köppe schütten. 

Früher oder später hatten sie freilich von dieser ehrlosen Farce die Nase voll und fuhren dann lieber in die Disko, statt sich weiter in der Stinkeschanze vom Arschprallo die Hucke vollügen zu lassen. Da war der Schaden aber schon angerichtet und der Schwibbschwabbel vollends davon überzeugt, ein Meister der Täuschung zu sein, in der Lage, jede beliebige Person ganz nach Belieben an der Nase herumzuführen. Außerdem hatte er die liebsten Lebenslügen so oft und so unwidersprochen an den Mann gebracht, dass er nur zu gern begann, sie selber zu glauben. Die Alternative hätte ja bedeutet, sich persönliche Schwächen einzugestehen und an ihnen zu arbeiten – pfff, arbeiten, das ist doch nichts für den Lord, der schüttelte sich etwa aufkommende trübe Gedanken lieber brüllend aus dem Schwelles, bis derselbe blau anlief und ihm anderntags der Nacken schmerzte, damals gab es sowas ja noch.

Die Macbeth-Version, die der Lügenbeppo unlängst seinem jüngsten Opfer Dschäggi, der dommen Sau, vorgeführt hat, stammt womöglich noch aus derselben Zeit, als der Lügenlord sie wie zufällig aber gut sichtbar auf irgendeine freie Fläche in der Schanze positionierte, damals gab es sowas ja noch, um damit irgendwelche Dorfschönheiten vom Format der Drachenlady zu beeindrucken. Gut, er war vielleicht nicht so sportlich und draufgängerisch wie die fünfzehnjährigen Dorfjungs, aber dafür war er ja auch viel deeper irgendwie, so vergeistigt halt und reifer und den schönen Künsten zugewandt! Ja, den Scheggsbier, den hadder ja scho immer k‘lesen k‘appt tazächlich sogar!

Hat er, wie gesagt, nicht. Und nun ausgerechnet Macbeth, dieses vollausgereifte Spätwerk eines ohnehin kongenialen Meisters seines Fachs, dieses durch und durch sublime Musterbeispiel gelungenster Dramendichtung! Wie viele ungezählte Stunden höchsten Sinnengenusses schlummern zwischen diesen Buchdeckeln und warten auf Entdeckung!
Leider ist das Buch dem Ogerprallo in die dreckigen Wurststummel geraten – und der wird darin nichts, aber auch gar nichts entdecken. Was ihn freilich nicht hindert, sich als Kenner dieses Werkes aufzuspielen und großzutun, diesen nichtswürdigen Pfeifendeckel, der schon krachend daran scheitert, auch nur einen einzigen Satz in einem Rutsch vorzulesen, ausgerechnet dieses Fanal gegen jede Form integrativen Unterrichts, diese von oben bis unten rettungslos arschgestaltige  Chimäre aus Fett, Unflat und Hageldommheit erhebt Anspruch auf solche Sternstunde der Literatur, man kann ja gar nicht anders, als schon wieder eine veritable Wutlatte zu konstatieren. 
Und was die dann erst recht drohend gen Himmel ragen lässt, dem grausamen GOtt zur Warnung, ist die Treffsicherheit mit der sich der Prallarsch ausgerechnet Macbeth ausgesucht hat, die Geschichte eines Übelmanns, der seiner hochtrabenden, eitlen Ambition alles opfert, die Familie, die Freunde, das Seelenheil, nur um doch zuletzt vor den Trümmern seiner zerschellten Träume zu stehen und den dommen Trotzkopp abgemacht zu kriegen. 

Da könnte der erzbescheuerte Speckbeppo ja noch richtig was lernen, dann hätte er sogar noch was davon, dass das heulende Elend mit Macht über ihm zusammenbricht, nämlich die eben intendierte kathartische Wirkung – aber Pustekuchen, er lernt ja nichts, unser Schweineeimer, weil er noch nie irgendwas gelernt hat. Folgerichtig darf er sich dann zwar heulend und zähneklappernd aber ganz ohne Katharsis die von vornherein hageldomme Frage stellen, warum um alles in der Welt seine hochtrabenden Ambitionen ihm schallend um die Ohren fliegen, obwohl er ihnen doch alles geopfert hat. Ja scheißdochrein, weil folgenschwere aber domme Entscheidungen keine Erfolgsgarantie verbaut haben, du dommer Knallkopp, so möchte man ihn anbrüllen. 

Er würde ja doch nicht zuhören. Lieber hockt er mal wieder griesgrämig und maulig vor der Kamera und ahlt sich in Selbstmitleid wie das Schwein in seinem Unrat, weil der böse Onki Gronkh ihn nicht zum Leddsbläien eingeladen hat, sondern lieber mit seinen wertlosen Freunden Witze über Bummsdi reißt. Überhaupt, Freunde, wo sind sie denn alle? Keiner ist gekommen zur Hällowiehnparty, außer ein paar Kuchenindern, die er brüllend und besenschwingend verjagen musste, mitten in der Nacht. Ach ja und der Dschäggi, der turnte da auch irgendwo rum erst war er nicht da, dann doch, aber so rechte Lust hatte der Schwartenmagen schon nicht mehr auf seinen neuen Freund, hatte er dem doch sämtliche Lügengeschichten und Flachsinnigkeiten schon aufgetischt. a tale told by an idiot / full of sound and fury / signifying nothing 

Kleine Nebenbemerkung: bedenkt man, dass jedes Mal, wenn Shakespeare nothing schreibt, damit auch Fotze gemeint sein kann, fungiert dieses herrlich schöne Macbeth-zitat auch gleich als die trefflichste Rezension von Antwort auf die Träume

Aber natürlich weiß Bummsdi das nicht und wird es nie wissen – wie er auch nie wieder, von Stund an bis man ihn die Füße voraus aus der Schanze schleppt, dort nochmal Besuch empfangen wird.
Dabei hat er doch extra eingekauft für die Gäste. Bergeweise Knabberey und Naschwerk, eigentlich ja nichts als übelstes Billigfett, wahlweise gesalzen oder gezuckert, dazu vier Liter zuckrige Koffeinplörre, die natürlich in den ersten dreißig Stunden nach Einkauf schon vollständig in den aufgedunsenen Eimerleib gegluckert sind, um die bösen Träume zu verscheuchen oder doch zumindest hinauszuzögern. 
Lieber mitten in der Nacht dem Dschäggi die Hucke vollügen oder Trübsal blasen vor der Kämm oder daddeln, bis er nicht mehr aus den Augen schauen kann, alles, nur nicht schlafengehen.

Auch so ein schönes Detail aus Macbeth: wie dem Übelmann seine falschen, eitlen Entscheidungen keine Ruhe lassen, wie sie ihn mit fürchterlicher Paranoia erfüllen, bis er überall nur noch Feinde sieht und nachts nicht mehr schlafen kann. Macbeth hath murdered sleep, Macbeth shall sleep no more und so langsam aber sicher könnte man durchaus mutmaßen, dass in der Schanze derselbe Ungeist umgeht wie auf Dunsinane Hill. Alle naslang muss Alggsa die Einfahrt zeigen und selbst mitten in der Nacht kann der Suppengmobu die Rufe von ein paar Kuchensöhnen nicht einfach ignorieren, weil er längst im Bettchen liegt, wo er hingehörte, sondern muss kregel wie der helle Tag ins Freie meddln und ein Geschrei und Allotria anheben, dass es die Sau graust. 
Die reine Paranoia, womöglich die helle Angst um das Wohl der letzten heilen Fenster – die nebenbei bemerkt wirklich mal jemand von ihrem Leid erlösen könnte, godverdomme – und alles gepaart mit den trübsten Grübeleien und schlimmen Selbstzweifeln, da kann man natürlich nicht mehr schlafen sondern hat, beteuert der Speckbeppo wenigstens, Angst um die Zukunft.

Na, Rollo, Aller, da muss er sich ja nicht groß fürchten. Eine Zukunft hat er ja nun wahrlich nicht.
Und es ist ja auch nicht so, als hätte er in den verbliebenden Jahren noch groß was zu erwarten, er ist ja schon längst deutlich in der zweiten Halbzeit,  da kommt nichts mehr, die Sache ist durch. Tomorrow and tomorrow and tomorrow /  Creeps in this petty pace from day to day / To the last syllable of recorded time – schon wieder genau wie bei Macbeth, godverdomme