Montag, 7. Januar 2019

Reiner und das Jahresende


Bummsdi hat Laune. Tagelang
Erfahrungsgemäß lässt sich am Gemütszustand des dicken fetten Pfannkuchens seine allgemeine Versorgungslage ablesen: ist er heiter, in gelöster Stimmung und zu einem kleinen Plausch bereit, hat es erst vor kurzem ordentlich Barr’ne geregnet. Bleiben solche größeren Spenden zu lange aus, sinkt die Stimmung wie ein leckes Gummiboot. Grundsätzlich gilt auch: Je länger der Monat dauert, desto düsterer ist die Ausgangslage. Spätestens ab dem 20. ist normalerweise Essig mit dem Lieferdienst und die Grundversorgung in der Schimmelschanze wird mit Tiefkühlfraß aus dem niedrigsten Preissegment bestritten. Dann kommt immer so richtig Bunkerstimmung auf und die Lebensmittel-versorgung spiegelt den permanenten Belagerungszustand, in den unser Mastbeppo sich selbst hineinmanövriert hat. Wenn Monat für Monat die schwindenden Vorräte, die prekäre Versorgungslage und die himmelschreiende Ungenießbarkeit der unbeholfen verzehrfertig gemachten Mahlzeitsurrogate ihm vor Augen führen, wie klein sein Lebensradius geworden ist, wie dicht der Ring aus Abneigung ihm rings auf die speckige Pelle rückt und wie aussichtslos die Hoffnung auf Entsatz geworden ist, möchte man jedesmal annehmen, dass Bummsdi irgendwann mal erkennt, wie  abgrundtief und hageldomm er sich in diese ganze bekloppte Farce verstiegen hat, die er frecherweise sein Leben nennt.

Aber natürlich wird das nie passieren. Bummsdi ist viel zu blöde, um solche Metaphern zu erkennen. Er ist ja sogar zu blöde dazu, irgendwie Buch zu führen über seine Einkünfte. Er hat längst den Überblick verloren. In der vierten Woche irgendeines beliebigen Monats könnte er gar nicht genau sagen, wie hoch denn wohl die nächste Überweisung von Junau ausfallen wird. Er kann sich lediglich daran erinnern, wie oft und in welchem Zeitabstand ungefähr irgendwelche Großspender ihm gleich mehrere tausend Barr’ne auf einmal in den ungeputzten Gierschlund gestopft haben. Und weil das seit Monatsanfang nicht mehr der Fall war, hat er Ende Dezember natürlich eine Laune wie Dresden ‘45. 

Er versucht gar nicht erst, dieses Stimmungstief irgendwie zu überspielen. Er hockt sich einfach die Abrissbirne platt, wackelt mit der Wampe und mault den Tschett an. Man soll ihm keine Fragen stellen, man soll ihn nicht in Gespräche verwickeln, man möge einfach das domme Maul halten und ihm Geld schenken. Am liebsten würde er gar keine Mitteilungen mehr im Tschettfenster haben, außer solche, die ihn darüber informieren, dass irgendein haltloser Volldepp ihm mehrere tausend Barr’ne gespendet hat. Dann könnte er die Wurststummel links und rechts an den Schwelles patschen, den Spender einen Wahnsinnichen nennen und sich sehr glaubhaft wünschen, es möge bitte kein “Barrenkrieg“ beginnen. 
Letzteres ist einer der wenigen und seltenen originalen Reiner-Einfälle und bezeichnet den von Bummsdi sehnlichst herbeigewünschten Idealzustand, dass zwei oder mehr Spender ihn um die Wette mit Geld bewerfen mögen, in einem ausgedachten Wettstreit des Ziels, als fleißigster Geldwerfer im Dräggnmanndei erwähnt zu werden. Dass er das besagte Format schon seit Monaten nicht mehr ausstrahlt, scheint dem dicken fetten Schmandsack unterdessen aus dem Spatzenhönn gefallen zu sein. Aber immerhin hat er selbst und ganz ohne Hilfe ein Wort erfunden für diesen Herzenswunsch.

Als sich einer der Finanziers, dem hoffentlich zeitnah der Pimmel abfällt, tatsächlich einmal herbequemt, wird er persönlich willkommen geheißen und darf sich gleich anhören, dass er ja lange nichts hergeschenkt, halt nein, äh, dagewesen sei. Ansonsten verbringt Bummsdi mehr Zeit mit seinen elektrischen Spielzeugen als mit seinem Publikum. Immerhin gilt es ja irgendeiner Häidermulle neue Ungezogenheiten und Anzüglichkeiten auf die Stulle zu schmieren, Zweikämpfe in irgendeinem Bezahl-Browsergame für Kinder zu verlieren oder sonst irgendwelchen Schwachfug anzustellen, der die Laune natürlich auch nicht hebt. 
Die Endzeitstimmung zum Jahresende ist ja eine liebgewonnene Adventstradition in der Schimmelschanze, denn Jahr für Jahr nehmen sich die haltlosen Dösköppe, die unseren Schwartenmagen nach wie vor mästen, die besinnliche Zeit zum Anlass, mal anderen Leuten was zu schenken als nun ausgerechnet dem Mastbommel vom Schauerberg. Seit er sich auf Gedeih und Verderb den Barrenschmeißern ausgeliefert hat, ist beim Suppengmobu zu Weihnachten Schmalhans der Küchenmeister, jetzt schon das vierte Mal.
 Hebt natürlich auch die Schanzenstimmung nicht, dass Bummsdi so richtig konsequent jeden weggeekelt hat, der ihm noch eine Weihnachtsfreude hätte bereiten können – und auch dieses Jahr wird wieder ein Name mehr auf die Liste dieser Leute gesetzt, denn die Spenderin seines Weihnachtskalenders sagt sich von ihm los, noch bevor Bummsdi das letzte Türchen geöffnet hat. Der Semmelkopp versemmelt zuverlässig jeden, aber wirklich jeden zwischenmenschlichen Kontakt und während die Nation das Fest der Nächstenliebe begeht, hockt der Quallemann frierend und missgelaunt vor der Kämm und überträgt Ausschnitte aus seinem verpfuschten Leben ins Weltnetz.

Jeden Tag. Ohne Pause. Auch über die Weihnachtsfeiertage, auch zwischen Heiligabend und Neujahr. Nicht, weil er einsam wäre und der Kontakt mit seinem Publikum ihm menschliche Nähe suggerieren soll – er hat ja längst keinen Bock mehr auf irgendeine noch verbliebene Form der Interaktion. Nicht, um irgendwem damit einen Gefallen zu tun – es hat ja längst niemand mehr wirklich Interesse an dem, was der Schinkendulli so tut und treibt, sondern alles wartet nur noch darauf, dass er sich mal wieder so richtig mit Karacho lächerlich macht. Die täglichen Elendsreportagen haben ja nur ein einziges Ziel, denn es hilft ja alles nichts, Barr’ne müssen her, Barr’ne, Barr’ne und nochmals Barr’ne, denn wie das Jahr sich dem Ende zuneigt, so schwinden Reinerles Ressourcen und er hat noch viel vor. Und weil die Spenden so deutlich kärglicher bleiben als in den Vormonaten, sinkt und sinkt die Laune wie Speckbeppos Lebenserwartung, wie seine Chancen auf Erlösung, wie die Polster seines leidgeprüften Sofas. 

Dabei hat er die Barr’ne doch gerade so nötig! Immerhin soll ja der tolle neue Internetvertrag mit Gasfaser bezahlt werden und die Grafikkarte und der süße Hasslkassl-Hund braucht ein neues Halsband! Ach ja, und dann ist da ja auch noch diese leidige Gerichtsverhandlung – die allerdings tatsächlich nicht der Grund für die miese Stimmung ist. Um ihm die Laune zu vermiesen, müsste der Schandsack ja einsehen, dass er im Unrecht ist und gerechte Strafe zu gewärtigen hat. Aber Einsicht ist bei Bummsdi ebenso dünn gesät wie Lernfähigkeit oder Schamgefühl. Und außerdem ist das ja alles nichts Neues für ihn, so eine Verhandlung hatte er ja schon mal, das kann ihn nicht mehr schrecken. Damals war ja fast das Leidigste, ohne PKW pünktlich zum Gericht und nachher wieder nach Hause zu kommen. Dass man ihm ein Bußgeld auferlegt hat, pöööh, drauf geschissen, das konnte er stemmen. Freilich ahnt der Almosenwubi auch jetzt, dass ihm wohl noch eine längere Durststrecke bevorsteht, dass es möglicherweise sogar erstmal noch schlimmer wird, bevor wieder fettere Zeiten anbrechen, aber da er wegen der Finanzen sowieso schon in schlechter Stimmung ist, kann ihm die Aussicht auf magere Zeiten die Stimmung ja nicht noch weiter vermiesen. Wer nichts hat, hat nichts zu verlieren.  

Wie sehr und in welchem Ausmaß das Geld sein ganzes Denken bestimmt, lässt sich natürlich zunächst an Lügenwubis beharrlicher Behauptung ablesen, er mache „das Ganze“ ja nur, oder wenigstens hauptsächlich, weil es ihm so großen Spaß bereite. Dass immer genau das Gegenteil von dem, was Wubi mehrfach behauptet, der Wahrheit entspricht, dürfte inzwischen auch der letzte Zuschauer kapiert haben. Und natürlich macht ihm das Schdriemen überhaupt keinen Spaß mehr, von dem Moment an, wenn die Elendsreportage losgeht, sehen wir den Prallsack dahocken und bockig darauf warten, dass es endlich vorbei sein möge. Unmittelbar nach Ende der Pflichtstunde hat er meist dringende Frustrationsabfuhr nötig und kompensiert die jüngst erlittene neuerliche Erniedrigung durch Pornokonsum.  

Am liebsten würde er die hundserbärmliche Barrenbettelei ganz sein lassen, ein Wunsch, der im Spatzenhönn immer deutlichere Gestalt annimmt, je länger ein warmer Barrenregen auf sich warten lässt. Dann wäre Wunschwubi immer gern ein richtiger, echter Jutjuber, irgendwie müssen sich doch diese 80Kah Abos, auf die er immer noch so bockestolz ist, zu Geld machen lassen. Deshalb entwickelt er immer irgendwelche blidwütigen Ambitionen, lädt alte Fidios neu hoch und geht sogar so weit, ein weiteres Zimmer notdürftig vom Abraum zu befreien. Also, von sämtlichem Abraum, nach dem er sich nicht bücken muss, der Unrat auf dem Fußboden könnte ebensogut auf dem Mond liegen, der Arschprallo kommt nicht mehr dran. So sieht dann sein alter neuer Grienskriem-Raum auch arschgenau aus wie eine Junkiebude: Als hätte man alles, was man irgendwie noch raustragen und verscheuern kann, rausgetragen und verscheuert, sodass nur der Müll und Unrat übrigbleibt. Wir Kinder vom Bahnhof Schauerberg, komplett mit ranzigem Müll an der abblätternden Tapete, der die Erinnerung an bessere Zeiten wachhalten soll, als das Leben noch nicht ganz so rettungslos im Eimer war.   

Schade nur, dass zu einer Tätigkeit als Jutjuber halt Fleiß und Kreativität und Verlässlichkeit nötig wären, gleich drei Eigenschaften, über die unser Schmandschmock schlechterdings nicht verfügt. Er hat doch nicht mal eine Ahnung, was er in seinem mühselig freigeschaufelten Zimmer eigentlich aufnehmen will, aber wenigstens hat er für das Arschgebirge von Plautze und die Abrissbirne von Arsch schonmal Platz geschaffen, falls er doch noch mal die Kraft aufbringt, sich für die Dauer einer viertelstündigen Aufnahme richtig hinzustellen, aufrecht auf seine zwei hornichten Hinterläufe, fast wie ein richtiger Mensch. Könnte ja sein, dass ihm doch noch mal was einfällt, das er dann natürlich sofort als großangelegtes neues Format ankündigen, das dann endlich, endlich den Jutjubkarren aus dem Dreck ziehen wird, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. 

Ein weiteres todsicheres Indiz für die allumfassende Allgegenwärtigkeit der Finanzlage ist Bummsdis Jahresrückblick. Was schaffte es denn auf seine Liste? Was hat ihm denn das vergangene Jahr so vermiest wie nichts anderes? Ein veritables Heer enthemmter Spasten, die den Dorfmief seiner Provinzheimat nur dazu störten, ihm ihr Missfallen kundzutun? Die vielen, vielen menschlichen Enttäuschungen? Die traurige Tatsache, dass er keinen einzigen seiner Pläne für das Jahr in die Tat umsetzen konnte? Was war es denn nun genau?
Richtig, die zwei größten Belastungen seiner Kasse. Er musste seinen Bezeh-Gommbjuda erneuern und das war so teuer, dass die Koouuuln nicht mal für die Grafikkarte gereicht haben. Und deshalb hat er auch immer noch kein Auto, die zweite große Wunde, die nur deswegen weiter schwärt und suppt und eitert, weil halt solche Ebbe herrscht im Drachenhort, dass er sich auch 15 Monate nach seinem Unfall noch keinen fahrtüchtigen Gebrauchtwagen absparen konnte. Bezeichnend auch, dass selbst der letzte gewissenlose Protestantenjockel, der da in GOttes vergessener Drecksprovinz den Bauerndullis gebrauchte Autos andreht, sich nicht auf irgendein Finanzierungsmodell mit dem Quallemann einlassen will.  Zwei Kassenposten mit einem Gesamtwert von unter 3000 Euro sind für einen dreißigjährigen Alleinstehenden, der ein Haus geerbt hat, der definitive Faktor, warum sein Jahr so scheiße war, man kann es sich nicht mehr ausdenken, echt nicht, godverdomme. Wie vernichtend das Urteil über sein eigenes Leben ist, das der Pleiteprallo sich damit ausstellt, kriegt er natürlich nicht in sein Spatzenhönn, der arme, domme Knallkopp.

Den dritten Hinweis auf die prekäre Finanzlage liefert der domme Quallsack selbst durch die bemerkenswerte Souveränität, mit der er jedesmal reagiert, wenn er auf die Koouuuln angesprochen wird. Dann wird nämlich verlässlich die Platte aufgelegt, dass er ja im Geld nachgerade schwimme und dass es im Gegentum die bösen Häider sind, die mit dem Rücken zur Wand stehen und kein Einkommen und keine Rücklagen haben.  Wer dann ganz still ist, kann hören, wie es in dem schweinshässlichen Mostkopp klickt und surrt und rattert: Das ist der Projektor, der dann aus Leibeskräften rendert, die unliebsame und trotz aller dahingehender Anstrengung mehr schlecht als recht verdrängte Erkenntnis nach außen zu kehren. 

In derselben Liga spielt der gute, alte Arbeitslosentrigger. Es ist einfach zu und zu schön, dass auch nach all den wunderbaren Jahren dieser allererste Stachel immer noch so tief sitzt und bei der leisesten Berührung schmerzt. Denn damit fing alles an, in der guten alten Arbeitspulli-Zeit, als Leute mit schlechter Beobachtungsgabe noch annehmen konnten, hier habe ein zwar deutlich vertrottelter und augenscheinlich recht beschränkter, aber insgesamt irgendwie ja doch liebenswerter, weil unverfälschter und halt authentischer Meddldulli seine Jutjubkarriere gestartet. Das ist natürlich wieder alles falsch: Denn unverfälscht oder gar authentisch war er nie, der Speckbeppo. Er hat sich von Anfang an für klüger gehalten als seine Zuschauer und noch bevor die Kamera zum ersten Mal anging, war er sich bereits sicher, er könne alle Zuschauer an der Nase herumführen, täuschen und nach Strich und Faden verarschen. Und von dieser freilich auf schier nichts gegründeten Annahme kann und kann das Blödarschgebirge nicht lassen. Wenn nicht nur, dann sicherlich auch um die akribischen Bohrer und Offenleger und Enthüller Lügen zu strafen, die ihm seine Hartzerexistenz vorwarfen, hat Bummsdi der ARGE den ungeschlachten Rücken gekehrt. Hah, wie sie alle nichts wissen und gar keine Ahnung haben, die dommen Häider, die ihn für eine Hartzer halten! 
Denn inzwischen ist er ein Internetbettler und kann, wie er nicht müde wird zu betonen, “davon“ leben – ohne ins Detail zu gehen, wovon denn eigentlich. Dann zählt er Fidios und Schdriems auf und erwähnt noch hundert andere Dinge, die genau so seiner beschränkten Einbildungskraft entstammen wie die mehr als 50 Jobs, die er schon gehabt haben will. Das wären übrigens, zieht man das Jahr beim Plastejakob und das beim Kolpingwerk ab, kurz überschlagen ungefähr einer pro Monat, bis Rudi eingebuddelt wurde. 

Deshalb fällt Bummsdi es auch so schwer, Danke zu sagen für die Barr’ne. Sie sind seine Lebensgrundlage. Bleiben sie mal aus, ist sofort Polen offen – Rücklagen hat er keine, dafür aber einen Haufen Schulden und wenn er den Stromzähler nicht füttert, gerät er unversehens in den Sog eines Teufelskreises, an dessen Ende der völlige Kollaps stünde: nicht genug Barr’ne, kein Strom, erst recht keine Barr’ne, erst recht kein Strom, fertig, aus, Offenbarungseid. So viel ist selbst dem Arschprallo klar, und klar ist ihm auch, wie viel von den godverdommten Barr’ne abhängt. Zeigt der Tschett eine Spende mit hoher Zahl an, ist Bummsdi immer erst erfreut und dann merklich geknickt und enttäuscht, wenn er entziffert hat, dass es sich um “Leiks“ handelt und nicht um Barr’ne, von denen es da eben paar Tausend gegeben hat. Aber weil er es halt nicht lassen kann, sein Publikum an der Nase herumführen zu wollen, muss er halt die ganze Zeit so tun, als seien ihm die Barr’ne völlig schnuppe, als würden sie ihn überhaupt nicht interessieren.

Und immer wenn er in Kontakt gerät mit der Außenwelt, wenn ihn a Gummbl nach Nürnberg kutschieren muss, zum Stromkaufen, oder irgendeine Nachbarin in den Supermarkt, dann muss ihm eigentlich klar werden, wie prekär seine Lage und dass das durchaus nicht normal ist. Andere Männer in seinem Alter haben keine Prepaid-Zähler und werden nicht alle naslang von der Sparkasse angerufen und kriegen nicht das Amzaon-Konto gesperrt – aber andere Männer in seinem Alter haben halt auch eine Arbeitsstelle. Und immer wenn man Bummsdi daran erinnert, dass er eben keine hat und ihm deshalb das Wasser eigentlich schon bis zum Hals steht – oder stünde, wenn er noch einen Hals hätte, dieser haltlos kapottgefressene Haufen Schwabbel – dann lässt im Klüterkopp innen drin der Schellenaffe seine Tschinellen fallen und der Projektor sirrt und rattert und aus dem Gesichtsarschloch quallt und schwallt der trotzige Sermon vom erfolgreichen Jutjuber, der es geschafft hat, mit Rumsitzen Geld zu verdienen, der sich das “erarbeitet“ hat und alle anderen sollen mal klarkommen.

Er versucht es halt immer wieder, der arme, domme Knallkopp: Er glaubt, wenn er sich selbst das nur oft und laut genug einredet, dann wird es schon stimmen., dann wird es schon irgendwie in Erfüllung gehen. Immerhin ist er ja immer noch nicht verhungert, Strom ist auch noch da und Heizöl und wenns trotzdem kalt wird, weil keine Koouuuln für neue Fenster da sind, dann setzt er halt ne Mütze auf. Den dommen Zuschauern kann er ja erzählen, er mache das, weil er mit Mütze so schlank aussieht. Man kann es sich echt nicht mehr ausdenken, godverdomme.

Zu allem Unglück kommt zuletzt dann noch, dass der Suppengumbo sich von einem anderen klammheimlich liebgewonnenen Irrsinnsplan endgültig verabschieden musste: Ein gefeierter und natürlich überreich bezahlter Bestseller-Autor wird er auch nicht mehr werden. Er ist kein Autor mehr. Und wenn man ihn nochmal darauf anspricht, wird er mit Sicherheit behaupten, das auch niemals geplant oder auch nur gewünscht zu haben.
Ursache dafür ist zum einen die traurige Tatsache, dass der Lustlord seine Porno-Eskapaden jetzt direkt auf Pornhub zelebriert, das ist einfacher und bequemer, als vor oder gar beim Wiggs’ne immer erst mühevoll Sätze formulieren und hinklieren zu müssen. Zum anderen aber ist seine Autoren-Ambition nun auch vermint, verbunden mit einer Kränkung, die ihn nicht pointierter hätte treffen können, wenn sie tatsächlich darauf ausgelegt gewesen wäre. Denn irchendeinem, ich weiß ned, wers war, irchendeinem Ehrenhäider ist es gelungen, Bummsdi dazu zu bringen, sich Folge vier der sonderschönen Animationsserie „Die drei Tintenkleckse“ anzuschauen, und zwar leif im Schdriem. Da geht es um drei Autoren, die Herren Poe, Lovecraft und King, die als Männer-WG allerhand phantastische Abenteuer erleben. In Folge vier nun ziehen die Schreiber von Haus zu Haus, um Süßigkeiten zu erbitten und jedes Haus, wie sollt es anders sein, ist von anderen berühmten Autoren bewohnt. Ganz zuletzt führt der Weg an der Schanze vorbei – und bis es so weit ist, wird Bummsdis Geduld beim Zuschauen auf eine harte Probe gestellt: Er erkennt natürlich keine der vorkommenden Figuren, er versteht keine der Anspielungen und die ganze Zeit geht es nicht um ihn. Er ist schon drauf und dran, abzuschalten, bis er endlich die Schanze erkennt, und die Leiche von RBS, die vor dem Haus liegt. Dann erscheint er selbst in übermannsgroßer Drachengestalt, wütet herum und wirft mit einer Axt – endlich ist Bummsdi im Bilde, jetzt geht es um ihn und er kann sich an der Darbietung freuen.  Dann darf er sogar noch das Regenbogenschaf verbrennen, hurra! Und just in dem Moment, in dem Bummsdi anfängt zu glauben, hier habe sich wirklich und wahrhaftig jemand alle Mühe gegeben, ihn gut dastehen zu lassen und ihm zu huldigen, zack, wird der Drachenoger von einer Axt erschlagen, von einer Nebenfigur, die er nicht erkannt hat. Abspann.

Wie gesagt: Wäre das Ende der Folge tatsächlich dazu gedacht gewesen, Bummsdi vollrohr ins Messer laufen zu lassen, es hätte nicht besser passen können.  Die heillose Verwirrung auf dem hageldommen Pfannkuchengesicht, das war einfach zu und zu schön. 
Man stelle sich vor, dass man bei Nutzung des Internets plötzlich auf eine Seite trifft, die mit kryptischen Schriftzeichen einer unbekannten Sprache gefüllt ist, die Bilder von einem selbst illustrieren. Verwechslung ausgeschlossen, die Details sind eindeutig, man erkennt sich selbst, hat aber gleichzeitig absolut keine Ahnung, worum es eigentlich geht. Irgendwie wird auch eine Geschichte erzählt, und erst hält man sich für ihren Helden, nur um am Ende die eigene Schlachtung zu erleben. Warum? Man weiß es nicht. Wer wars? Wieder keine Ahnung. Wie ein belastender Traum, an den man sich beim Erwachen nur vage erinnern kann. So oder so ähnlich muss Bummsdi sich in diesem Moment gefühlt haben. Hier durfte er – vielleicht zum ersten Mal – einen Blick darauf werfen, wie tief der Kaninchenbau inzwischen ist. Es geht längst nicht mehr nur um irgendwelche Häiderkanäle, die ihm Kontent und damit Klicks und Abos klauen – die hat er immer in seinem armen, dommen Knallkopp, gegen diese nimmermüde Hydra der Rischdriemer und Zusammenfasser führt er seit Jahren einen aussichtslosen Kampf, weil die eben fleißiger und klüger sind als er. Aber dass es längst eine schier unübersehbare Fülle an Material gibt, das ihn zum Inhalt hat, aber ganz ohne seine erbärmlichen Inhalte auskommt, davon hat er noch immer keine Ahnung, der arme, domme Knallkopp. Aber zumindest durfte er jetzt mal reinschnuppern und zumindest durfte er mal erahnen, wie abgrundtief die Verachtung ist, die ihm entgegenschlägt. Und sie wird immer noch tiefer werden, godverdomme.