Samstag, 29. September 2018

Nochn Gedicht



Schon Martin Opitz, der große Revolutionierer deutscher Dichtkunst, wußte es: Um das eigene Niveau hochzuhalten, muß der deutsche Dichter eigentlich ununterbrochen tätig sein. 
Und wenn er mal keinen zündenden Einfall haben, wenn sich partout kein fruchtbarer Gedankengang einstellen will, den lyrisch zu verdichten es verlohnte – dann hat er seiner Kunst gegenüber die Pflicht, statt eines Originaltextes die hochklassige Übersetzung eines kanonisierten Hochkaräters anzufertigen.
Es sei:


Gesterntag
all mein Sorgen in der Ferne lag,
nun schauts aus, als ob es bleiben mag,
Oh ja, ich glaub an Gesterntag.

Plötzenlich
bin'ch nicht halb so Mann wie géwöhnlich,
da's ein Schatten, der zieht über mich,
Oh, Gesterntag kam plötzenlich

Warum
Sie mußt' geh'n, nicht versteh'n, sie hat nichts gesagt.
Ich sprach
etwas schlecht und jetzt möcht'
ich Gesternta-ha-ha-hag,

Gesterntag
schien die Liebe leicht wie Fliegendreck,
heute brauch ich ein Geheimversteck.
Oh ja, ich glaub an Gesterntag.