Bummsdi hat schlechte Laune. Bummsdi hat keine rechte
Lust mehr.
Das ist nicht verwunderlich. Seit Jahren hockt er nun
schon in den Trümmern seiner traurigen Kindheit und jedes Möbelstück, jedes
Detail der Einrichtung, alles, was er noch nicht verramponiert oder
kapottgewütet hat, birgt eine traumatische Erinnerung.
Selbst die rare Erinnerung an die seltenen, guten Zeiten
lässt inzwischen nur noch den Geschmack von alter Asche auf der belegten
Drachenzunge zurück. Da, die Flecken im Teppich, als Eh Malla den Smirnoooof
verschüttet hat, das war doch ein lustiger Tag – wäre es, wenn nicht selbst ein
kapottgesoffener Spätzünder wie Eh Malla inzwischen den Sprung in die
bürgerliche Normalität geschafft hätte, komplett mit Gehalt, Rentenanspruch und
eigener Familie. Mit dem alten Gummbl noch mal so richtig schön einen saufen? Ganz
bestimmt nicht mehr, der Mann hat noch was vor mit seinem Leben.
Und Bummsdi? Der nicht. Kein Job, nirgends. So gut wie 30
und insgesamt keine zwei Jahre in Stellung. Familie? Rollo, Aller, selbst seine
ausgedachten Partnerinnen trennen sich von ihm. Die Schanze genau so
verramponiert, verlottert und verkommen wie der eigene Leib, genau so stinkend
und verdreckt, von den Leuten vermaledeit, von ihren Hunden verbellt, Haus und
Herr ein Schandfleck selbst für eine an Schandflecken ja nicht gerade arme
Gegend niedrigster Ansprüche und Intelligenzquotienten und beide pfeifen auf
dem letzten Loch. Löcher in den Scheiben, Löcher in der Kauleiste, Wasser in
den Beinen, Wasser im Kellerloch, Flecken unerklärlicher Herkunft auf der
Fassade wie der Arschwampe. Und riechen tut es auch schon seltsam.
So hockt der Suppengmobu in der Sackgasse und hat die
Karre inzwischen sowas von vollrohr vor die Wand gesetzt, dass kein
Autoschrauber der Welt da auch nur noch einen verwertbaren Pralldämpfer retten
könnte. So hockt er auf einem Abstellgleis des Lebens im hohen Rohre hinter
dieser Welt.
Sein letzter Versuch, mittels irgendeiner Aktivität den
lecken Lebenskahn wieder flottzukriegen, das Ruder rumzureißen, liegt schon
lang zurück. es ist mal wieder nichts geworden aus Schwibbschwabbels letzter
Ambition, erfolgreich und angesehen zu werden. Wie auch? Wie all die anderen
Versuche vorher erschöpfte sich ja auch sein letzter Aktionismus in dem großartigen
Plan, einfach zu warten, bis das Glück an seine Tür klopft und ihm der Erfolg,
den er seiner verbohrten und rotzeblöden Überzeugng nach ja eigentlich längst
verdient hätte, auf dem Silbertablett serviert wird. Das Sponsoring, die
Go-obberation mit seinen „Grrohsen“, die strahlende Leddsbläh-Karriere – nichts
ist davon geblieben als die Flecken auf dem Teppich. Und Schuld daran haben
natürlich nur die Kagghäider. Die haben ihm alles kapottgemacht. Die sind dafür
verantwortlich, dass er jetzt missmutig auf dem speckigen Sofa hockt, mit
Marmelade an den Wurstwichsgriffeln und ohne Perspektive, ohne Antrieb, ohne
Lust zu irgendwas und darob schon wieder mit einer Scheißlaune, dass es die Sau
graust.
Es passiert ja auch genau gar nichts mehr. Jeden Vormittag
quält sich der Speckbeppo aus dem Bett, das diesen Namen längst nicht mehr
verdient, aus der durchgefurzten Falle also, dem siffigen Sündenpfuhl, aus dem
Schauplatz herber Angst und elender Selbstbefleckung, verziert mit verkrustetem
kalten Drachenbauer und besetzt mit scharfem Leid – aufstehen tut der
Schandsack immer erst dann, wenn die Schmerzen wieder unerträglich werden.
Ein neuer Tag ist da, unerbittlich, es ist halb zehn und
achtzehn weitere Stunden Lebenszeit wollen totgeschlagen sein, herumgebracht,
irgendwie und hoffentlich ohne allzu unliebsame Zwischenfälle. Denn jede
Neuerung, alles Unvorhergesehene, jede überraschende Wendung treibt dem
Schandsack inzwischen den kalten Angstschweiß auf die Stirn.
Denn es kann nur schlimmer kommen; er könnte vergessen
haben den Stromzähler zu füttern, oder irgend eine neue Rechnung flattert ins
Haus, oder Nachbarn teufeln auf ihn ein, oder das Gericht lädt ihn vor oder
Häider kommen zu Besuch. Immer die Häider. Wenn er könnte, wie er wollte, längst
umgäben ihn ringsum unüberwindbare Mauern, wäre er von der Außenwelt vollends
abgeschnitten; der Hermesmann könnte die neuen Spielsachen, die jeden
Monatsanfang überstehen helfen, ja auch einfach mit einem Katapult befördern –
dann müsste sich der Wanstaffe auch nicht immer erst eine Hose anziehen, um den
jüngsten Ramsch in Empfang zu nehmen.
Aber nun erstmal Essen, Essen, Essen – Fraß, die reine
Gier, die letzte Quelle eines Gefühls, das mal Glück gewesen sein mag und
inzwischen nur noch hilft, den ganzen Rotz erträglich zu machen.
Frühstück: auf dem Ofen angekohltes Backwerk minderster
Sorte, genießbar gemacht mit Fettkleister und Zuckermatsche, hin und wieder mal
eine Packung schlimme Augenwurst dazu, das macht das ganze auch nicht besser,
Hauptsache, es werden Kalorien in den geschundenen, gedunsenen Leib gewuchtet.
Irgendwo finden sich auch noch die erkalteten Reste der letzten
Fast-Sowas-Wie-Mahlzeit, die der Liefermusel vorbeigebracht hat, gestern oder
vorgestern, um heute oder morgen dasselbe nochmal zu tun, es sei denn, das
Monatsende ist schon nah, dann bleibt nur die Option, kalten Nährschlamm direkt
aus der Konserve ins gierige Ogermaul zu schaufeln; besser als nichts, besser
als hungern und weinen, immerhin gibt’s noch immer reichlich Bobbgorn.
Und dann? Alle zwei Wochen werden die drei immer gleichen
Fetzen, die mal Meddlerkleidung waren, in die Waschmaschine gestopft, zusammen
mit den zwei leidgeprüften Handtuchruinen, der blauen und der grauen.
Irgendwann 2008, als ihm zufällig ein Edding vor die Schweinsäuglein
kullerte, hat der Bummsbüdel beide Handtücher mit je einem Großbuchstaben
beschriftet, einmal G wie Gesicht und einmal G wie Gesäß. Aber welches Handtuch
er zur Reinigung welcher Körperpartie verwendet, er weiß es nicht mit
Sicherheit, er kann es sich einfach nicht merken, es macht ja auch schon längst
keinen Unterschied mehr, es braucht ja schon seit Jahren einen in Winklerscher
Physiognomie sehr geschulten Fachmann, um die Abrissbirne von Arsch und die
Bindegewebsschwäche von Arschgesicht mit Sicherheit voneinander unterscheiden zu
können.
Mehr als einmal hat unsere Schmalzpauke schon vor der
Waschmaschine gehockt, den rotierenden Fetzen versonnen zugesehen und sich
eingebildet, das sei ein Fernsehprogramm. So kriegt man auch ne Stunde rum,
bevor er dann ächzend ins Freie meddlt und die Lumpen auf den verrosteten
Wäscheständer flammt, der ihn immer wieder an seine Mutter erinnert, die alte
Rindsfott. Dann hängt der Bettel traurig auf der Unkrautplantage herum, die
einmal ein Hof gewesen sein mag, hängt und tropft wie der Späher und erinnert
insgesamt an die zerlumpten Fahnen eines besiegten Heerhaufens, der längst
schon auf dem Rückzug nur noch einen Hügel sucht, auf dem es sich sterben
lässt.
Aber auch solche Aktivitäten können das Unvermeidbare ja
nur herauszögern, früher oder später muss es so weit sein, es hilft ja alles nichts,
Barr’ne müssen her. Also watschelt der dicke, fette Pfannkuchen zurück ins
Alptraumhaus und schmeißt die Baustelle an, die ihm als Bezeh mehr schlecht als
recht die einzige ihm verbliebene Möglichkeit bietet, das zusammenzuschnorren,
was er frecherweise seinen Lebensunterhalt nennt.
Kaum läuft die Kämm und überträgt das Jammerbild seines
Restlebens ins Weltnetz, wird dem Arschkoloss wieder klar, was für eine
unwürdige und hundserbärmliche Demütigung und wie zuwider ihm das alles eigentlich
schon längst geworden ist, also wuchtet er sich ächzend wieder aus den
Sofatrümmern und meddlt erneut aus dem Bild, das Hundeelend vor den
schadenfrohen Augen der Welt zu verbergen. Aber es hilft ja alles nichts, Barr’ne
müssen her und ewig kann er ja nicht nochmal aufstehen und sich irgendwelche Spielsachen
anschleppen oder das Fenster zumachen oder nochmal ins Waschbecken schiffen,
früher oder später sieht der Schmandarsch doch auf dem Bildschirm sein
groteskes Spiegelbild, sieht die kümmerliche Elendsgestalt, die doch eigentlich
mal ein Mann werden wollte und weiß, das muss er jetzt eine Stunde lang
ertragen. Das oder den Versuch unternehmen, den Tschätt vorzulesen – und Lesen
ist natürlich immer das allerschlimmste, das war ja schon damals in der Schule
so, als alle, alle Lehrer zusammengehalten haben, um ihn mit der ständigen Leserei
zu mobben, immer lesen, nie haben sie ihn in Ruh gelassen, immer sollte er
lesen, bis er weinen musste, ganz gewiss, an jedem neuen Tag. Rollo, Aller,
Scheißlesen. Lesen ist ein Arschloch.
Dann schon lieber die eigene Fresse anstarren, bis er den
Anblick gar nicht mehr ertragen kann und lieber am Henndi daddelt, oder aus dem
Fenster guckt, oder sonstwohin. Aber es hilft ja alles nichts, Barr’ne müssen
her.
Nein, Bummsdi hat absolut keinen Bock mehr, sich selbst
beim Scheitern zusehen zu müssen. Und es ist ja auch ganz egal, ob er sich bei
dem zusehends verzweifelteren Versuch, den Anblick erträglicher zu machen, die Fransen
vom Gesichtsarschloch rasiert oder den dicken, fetten Mostkopp voll Farbe
schmiert oder einen an Debilität nicht zu überbietenden Hut auf das fransige
Vogelnest stülpt, das ihm oben aus dem Knallkopp wuchert, er sieht immer, immer
schier unfassbar spackig und zum Kotzen aus.
Das Publikum, dem er diesen Anblick zumutet, hat freilich
ebenso die Schnauze voll wie ihr armer, dummer Tanzbär. Längst haben die Abonnenten angefangen,
reihenweise von der Fahne zu springen, längst werden im Tschätt immer
deutlicher die Stimmen laut, die endlich geldwerte Unterhaltung einfordern, längst
wird nicht mal mehr der Versuch gemacht, irgendwelche Musikwünsche zu äußern
oder mit dem immer lethargischer im Arschgebirge versackenden Schanzendulli in
Kontakt zu treten.
Und der unternimmt auch längst keine Versuche mehr,
irgendwie den eigentlichen Sinn und Nutzen dieser hundserbärmlichen Vorstellung
noch irgendwie zu verschleiern. Bummsdi macht jeden Tag mehrmals die Kämm an,
hockt sich griesgrämig davor, pampt ein bisschen herum, aber eigentlich macht
er nur eins: Er wartet auf die Finanziers.
Diese drei, vier, fünf rettungslos verkommenen
Drecksmenschen, diese ruch- und gewissenlosen Arschmaden, diese ganz und gar
veritablen Hurensöhne vor dem HErren, die schon seit Monaten mehr als die
Hälfte von Bummsdis Gesamteinnahmen stemmen. Die muss er haben, die müssen
kommen und – der Himmel weiß warum und wird sie sicher dereinst bitter strafen
dafür – ihm die Barr’ne neischmaßen.
Dann macht das alles wieder einen Sinn, zumindest in Bummsdis
erzblöder Matschbirne. Dann steigt die Stimmung wie ein Luftballon, dann kann
der Speckbeppo wieder lachen und scherzen und zimmert fröhliche Fürze in die
Sofatrümmer und möchte sich ausschütten vor Lachen darüber, dann schüttelt er
gar den angelaufenen Mostkopp, bis das Vogelnest darauf gänzlich aus der Form
gerät und bis die wenigen verbliebenen Hönnzellen durcheinandergerüttelt werden
wie die Stahlkugeln in der Sprühdose.
Es stellt sich doch wirklich die Frage, was für
hinterrücksichtslose Arschlöcher das eigentlich sind, diese vier fünf pucklichten
Pestpimmel, die da Monat für Monat an die zweihundert Tacken pro Nase
lockermachen, nur damit in der Schanze die Bobbgornmaschine nicht ausgeht. Ohne
die wär schon längst Essig und endgültig Schluss mit Unlustig, ohne diese haltlos
kapottgesoffenen Lästerlinge, diese traurigen Jammerlappen, die nicht müde
werden sich anzuschauen, wie Bummsdi in schlecht gespielter Dankbarkeit die
Wichsgriffel an den Knallkopp hebt und sie als Wahnsinnige bezeichnet.
Vielleicht hat er ja recht. Vielleicht sind das alles
Wahnsinnige, irgendwelche entlaufenen Irren, die jenseits von Gut und Böse ein
Leben in absoluter Degenration führen und hin und wieder im Arschigsein und Affenficken
lang genug innehalten, um etwa kleine Hündchen zu zertreten, die Grüne Partei
zu wählen oder eben um Bummsdi Geld zu geben.
Vielleicht sind das auch Verbrecher also jetzt nicht nur die
offenbaren Verbrecher an den Geboten von Sitte und Anstand, die sie ja sind, sondern
auch so Strolche, die sich um Recht und Gesetz nicht scheren und Bummsdi
mittels geklauter Kreditkarten an ihrem unrecht Gut teilhaben lassen. Rollo,
Aller, man möchte sich wünschen, dass ihnen nach Muselart dereinst die Hände
abgehackt werden, bevor man sie für den Rest ihres Lebens in den Schwulenknast
steckt zum Busbauen.
Vielleicht sind es aber auch irgendwelche restlos abnormen
Sackrattenzüchter, denen es einfach perversen Sinnengenuss bereitet, zu wissen,
dass sie den armen, dommen Knallkopp quasi in der Hand halten. Nur ihrer
Zuwendung ist es zu verdanken, dass das ganze ja nur noch eklige Schauspiel
überhaupt weitergeht. Ohne sie könnte Bummsdi schdriemen, bis ihm der Strom
ausgeht, es käme einfach kein Auskommen mehr zustande – zu groß ist die
Gleichgültigkeit, zu viel echte Anteilnahme hat sich in Abscheu gewandelt, zu
lustig geht es im Vergleich zum Lordkorea seines Tschätts in den Tschätts der
Leif-Rischdriemer zu.
An dieser Stelle sei jedem Häider, der neidisch auf die
Spenden dieser Rischdriemer schielt und anfangen, denen das Leben schwer zu
machen, ein deutliches „Bist du deppat?!“ an die Blitzbirne geworfen. Jeder
Häider, jeder Dulli, jedes Kuchenkind, das sich bei dne Rischdriems einfindet
und so wenig mit dem eigenen und ja oft
genug nicht selbst erworbenen Wohlstand anzufangen weiß, dass es ihn ausgibt,
um ein Internet-Jingle zu hören, ist einer weniger, der diesen Unsinn bei
Bummsdi macht.
Wenn beim Speckbeppo die Freespin-Einnahmen schrumpfen,
dann auch deshalb, weil seine ehemaligen Zuschauer sich inzwischen lieber beim
Rischdriemer treffen. Und wenn ihr sie hundertmal nicht mögt und sie euch
tausendmal allen Grund dazu geben: die Rischdiremer beschleunigen Bummsdis
finanziellen Ruin, sie machen den Krieg um Jahre kürzer, also lasst die
Rischdiremer in Ruhe, godverdomme.
Der beginnende Exidus der Free-Spinner ist es ja, der die
große Stunde der Fianziers schlagen läässt. Jetzt sind sie da, diese
Hundsfötte, diese Pockensammler, diese verreckten Hundskrüppel und es könnte
immerhin sein, dass sie beim Gedanken daran, wie abghängig der Prallsack von
ihnen ist, wie ausgeliefert ihrem Wohlwollen, ein perverses gelüst empfinden
und dann suchen sie in den grindigen Pisslumpen ihrer Unterbekleidung die
Trümmer ihrer schon in früher Kindheit geschändeten Geschlechtsteile zusammen
und versuchen unter Tränen, Hand an sich zu legen, während Bummsdi endlich
wieder grinsend seine Darmwinde ins Sofa streichen lässt und ihnen Beifall
zollt und ihr Bemühen anfeuert.
Rollo, Aller, es ist kaum zu glauben, es ist todtraurig,
aber wahr: In Reiners Dunstkreis gibt es Leute, die noch dommer, noch
verkommener, noch abscheulicher sind als er.
Und so sicher der HErr zurückkehren wird zu richten über
die Lebenden und die Toten, so sicher werden ihre Strafe erhalten, in dieser
Welt und allen nächsten. Godverdomme.