Donnerstag, 18. Oktober 2018

Reiner und der unerträgliche Status Quo




Bummsdi hat schlechte Laune. Bummsdi hat keine rechte Lust mehr.

Das ist nicht verwunderlich. Seit Jahren hockt er nun schon in den Trümmern seiner traurigen Kindheit und jedes Möbelstück, jedes Detail der Einrichtung, alles, was er noch nicht verramponiert oder kapottgewütet hat, birgt eine traumatische Erinnerung.

Selbst die rare Erinnerung an die seltenen, guten Zeiten lässt inzwischen nur noch den Geschmack von alter Asche auf der belegten Drachenzunge zurück. Da, die Flecken im Teppich, als Eh Malla den Smirnoooof verschüttet hat, das war doch ein lustiger Tag – wäre es, wenn nicht selbst ein kapottgesoffener Spätzünder wie Eh Malla inzwischen den Sprung in die bürgerliche Normalität geschafft hätte, komplett mit Gehalt, Rentenanspruch und eigener Familie. Mit dem alten Gummbl noch mal so richtig schön einen saufen? Ganz bestimmt nicht mehr, der Mann hat noch was vor mit seinem Leben.

Und Bummsdi? Der nicht. Kein Job, nirgends. So gut wie 30 und insgesamt keine zwei Jahre in Stellung. Familie? Rollo, Aller, selbst seine ausgedachten Partnerinnen trennen sich von ihm. Die Schanze genau so verramponiert, verlottert und verkommen wie der eigene Leib, genau so stinkend und verdreckt, von den Leuten vermaledeit, von ihren Hunden verbellt, Haus und Herr ein Schandfleck selbst für eine an Schandflecken ja nicht gerade arme Gegend niedrigster Ansprüche und Intelligenzquotienten und beide pfeifen auf dem letzten Loch. Löcher in den Scheiben, Löcher in der Kauleiste, Wasser in den Beinen, Wasser im Kellerloch, Flecken unerklärlicher Herkunft auf der Fassade wie der Arschwampe. Und riechen tut es auch schon seltsam.

So hockt der Suppengmobu in der Sackgasse und hat die Karre inzwischen sowas von vollrohr vor die Wand gesetzt, dass kein Autoschrauber der Welt da auch nur noch einen verwertbaren Pralldämpfer retten könnte. So hockt er auf einem Abstellgleis des Lebens im hohen Rohre hinter dieser Welt.

Sein letzter Versuch, mittels irgendeiner Aktivität den lecken Lebenskahn wieder flottzukriegen, das Ruder rumzureißen, liegt schon lang zurück. es ist mal wieder nichts geworden aus Schwibbschwabbels letzter Ambition, erfolgreich und angesehen zu werden. Wie auch? Wie all die anderen Versuche vorher erschöpfte sich ja auch sein letzter Aktionismus in dem großartigen Plan, einfach zu warten, bis das Glück an seine Tür klopft und ihm der Erfolg, den er seiner verbohrten und rotzeblöden Überzeugng nach ja eigentlich längst verdient hätte, auf dem Silbertablett serviert wird. Das Sponsoring, die Go-obberation mit seinen „Grrohsen“, die strahlende Leddsbläh-Karriere – nichts ist davon geblieben als die Flecken auf dem Teppich. Und Schuld daran haben natürlich nur die Kagghäider. Die haben ihm alles kapottgemacht. Die sind dafür verantwortlich, dass er jetzt missmutig auf dem speckigen Sofa hockt, mit Marmelade an den Wurstwichsgriffeln und ohne Perspektive, ohne Antrieb, ohne Lust zu irgendwas und darob schon wieder mit einer Scheißlaune, dass es die Sau graust.

Es passiert ja auch genau gar nichts mehr. Jeden Vormittag quält sich der Speckbeppo aus dem Bett, das diesen Namen längst nicht mehr verdient, aus der durchgefurzten Falle also, dem siffigen Sündenpfuhl, aus dem Schauplatz herber Angst und elender Selbstbefleckung, verziert mit verkrustetem kalten Drachenbauer und besetzt mit scharfem Leid – aufstehen tut der Schandsack immer erst dann, wenn die Schmerzen wieder unerträglich werden.
Ein neuer Tag ist da, unerbittlich, es ist halb zehn und achtzehn weitere Stunden Lebenszeit wollen totgeschlagen sein, herumgebracht, irgendwie und hoffentlich ohne allzu unliebsame Zwischenfälle. Denn jede Neuerung, alles Unvorhergesehene, jede überraschende Wendung treibt dem Schandsack inzwischen den kalten Angstschweiß auf die Stirn.
Denn es kann nur schlimmer kommen; er könnte vergessen haben den Stromzähler zu füttern, oder irgend eine neue Rechnung flattert ins Haus, oder Nachbarn teufeln auf ihn ein, oder das Gericht lädt ihn vor oder Häider kommen zu Besuch. Immer die Häider. Wenn er könnte, wie er wollte, längst umgäben ihn ringsum unüberwindbare Mauern, wäre er von der Außenwelt vollends abgeschnitten; der Hermesmann könnte die neuen Spielsachen, die jeden Monatsanfang überstehen helfen, ja auch einfach mit einem Katapult befördern – dann müsste sich der Wanstaffe auch nicht immer erst eine Hose anziehen, um den jüngsten Ramsch in Empfang zu nehmen.

Aber nun erstmal Essen, Essen, Essen – Fraß, die reine Gier, die letzte Quelle eines Gefühls, das mal Glück gewesen sein mag und inzwischen nur noch hilft, den ganzen Rotz erträglich zu machen.
Frühstück: auf dem Ofen angekohltes Backwerk minderster Sorte, genießbar gemacht mit Fettkleister und Zuckermatsche, hin und wieder mal eine Packung schlimme Augenwurst dazu, das macht das ganze auch nicht besser, Hauptsache, es werden Kalorien in den geschundenen, gedunsenen Leib gewuchtet. Irgendwo finden sich auch noch die erkalteten Reste der letzten Fast-Sowas-Wie-Mahlzeit, die der Liefermusel vorbeigebracht hat, gestern oder vorgestern, um heute oder morgen dasselbe nochmal zu tun, es sei denn, das Monatsende ist schon nah, dann bleibt nur die Option, kalten Nährschlamm direkt aus der Konserve ins gierige Ogermaul zu schaufeln; besser als nichts, besser als hungern und weinen, immerhin gibt’s noch immer reichlich Bobbgorn.

Und dann? Alle zwei Wochen werden die drei immer gleichen Fetzen, die mal Meddlerkleidung waren, in die Waschmaschine gestopft, zusammen mit den zwei leidgeprüften Handtuchruinen, der blauen und der grauen. Irgendwann 2008, als ihm zufällig ein Edding vor die Schweinsäuglein kullerte, hat der Bummsbüdel beide Handtücher mit je einem Großbuchstaben beschriftet, einmal G wie Gesicht und einmal G wie Gesäß. Aber welches Handtuch er zur Reinigung welcher Körperpartie verwendet, er weiß es nicht mit Sicherheit, er kann es sich einfach nicht merken, es macht ja auch schon längst keinen Unterschied mehr, es braucht ja schon seit Jahren einen in Winklerscher Physiognomie sehr geschulten Fachmann, um die Abrissbirne von Arsch und die Bindegewebsschwäche von Arschgesicht mit Sicherheit voneinander unterscheiden zu können.

Mehr als einmal hat unsere Schmalzpauke schon vor der Waschmaschine gehockt, den rotierenden Fetzen versonnen zugesehen und sich eingebildet, das sei ein Fernsehprogramm. So kriegt man auch ne Stunde rum, bevor er dann ächzend ins Freie meddlt und die Lumpen auf den verrosteten Wäscheständer flammt, der ihn immer wieder an seine Mutter erinnert, die alte Rindsfott. Dann hängt der Bettel traurig auf der Unkrautplantage herum, die einmal ein Hof gewesen sein mag, hängt und tropft wie der Späher und erinnert insgesamt an die zerlumpten Fahnen eines besiegten Heerhaufens, der längst schon auf dem Rückzug nur noch einen Hügel sucht, auf dem es sich sterben lässt.

Aber auch solche Aktivitäten können das Unvermeidbare ja nur herauszögern, früher oder später muss es so weit sein, es hilft ja alles nichts, Barr’ne müssen her. Also watschelt der dicke, fette Pfannkuchen zurück ins Alptraumhaus und schmeißt die Baustelle an, die ihm als Bezeh mehr schlecht als recht die einzige ihm verbliebene Möglichkeit bietet, das zusammenzuschnorren, was er frecherweise seinen Lebensunterhalt nennt.

Kaum läuft die Kämm und überträgt das Jammerbild seines Restlebens ins Weltnetz, wird dem Arschkoloss wieder klar, was für eine unwürdige und hundserbärmliche Demütigung und wie zuwider ihm das alles eigentlich schon längst geworden ist, also wuchtet er sich ächzend wieder aus den Sofatrümmern und meddlt erneut aus dem Bild, das Hundeelend vor den schadenfrohen Augen der Welt zu verbergen. Aber es hilft ja alles nichts, Barr’ne müssen her und ewig kann er ja nicht nochmal aufstehen und sich irgendwelche Spielsachen anschleppen oder das Fenster zumachen oder nochmal ins Waschbecken schiffen, früher oder später sieht der Schmandarsch doch auf dem Bildschirm sein groteskes Spiegelbild, sieht die kümmerliche Elendsgestalt, die doch eigentlich mal ein Mann werden wollte und weiß, das muss er jetzt eine Stunde lang ertragen. Das oder den Versuch unternehmen, den Tschätt vorzulesen – und Lesen ist natürlich immer das allerschlimmste, das war ja schon damals in der Schule so, als alle, alle Lehrer zusammengehalten haben, um ihn mit der ständigen Leserei zu mobben, immer lesen, nie haben sie ihn in Ruh gelassen, immer sollte er lesen, bis er weinen musste, ganz gewiss, an jedem neuen Tag. Rollo, Aller, Scheißlesen. Lesen ist ein Arschloch.

Dann schon lieber die eigene Fresse anstarren, bis er den Anblick gar nicht mehr ertragen kann und lieber am Henndi daddelt, oder aus dem Fenster guckt, oder sonstwohin. Aber es hilft ja alles nichts, Barr’ne müssen her.
Nein, Bummsdi hat absolut keinen Bock mehr, sich selbst beim Scheitern zusehen zu müssen. Und es ist ja auch ganz egal, ob er sich bei dem zusehends verzweifelteren Versuch, den Anblick erträglicher zu machen, die Fransen vom Gesichtsarschloch rasiert oder den dicken, fetten Mostkopp voll Farbe schmiert oder einen an Debilität nicht zu überbietenden Hut auf das fransige Vogelnest stülpt, das ihm oben aus dem Knallkopp wuchert, er sieht immer, immer schier unfassbar spackig und zum Kotzen aus.

Das Publikum, dem er diesen Anblick zumutet, hat freilich ebenso die Schnauze voll wie ihr armer, dummer Tanzbär.  Längst haben die Abonnenten angefangen, reihenweise von der Fahne zu springen, längst werden im Tschätt immer deutlicher die Stimmen laut, die endlich geldwerte Unterhaltung einfordern, längst wird nicht mal mehr der Versuch gemacht, irgendwelche Musikwünsche zu äußern oder mit dem immer lethargischer im Arschgebirge versackenden Schanzendulli in Kontakt zu treten.

Und der unternimmt auch längst keine Versuche mehr, irgendwie den eigentlichen Sinn und Nutzen dieser hundserbärmlichen Vorstellung noch irgendwie zu verschleiern. Bummsdi macht jeden Tag mehrmals die Kämm an, hockt sich griesgrämig davor, pampt ein bisschen herum, aber eigentlich macht er nur eins: Er wartet auf die Finanziers.
Diese drei, vier, fünf rettungslos verkommenen Drecksmenschen, diese ruch- und gewissenlosen Arschmaden, diese ganz und gar veritablen Hurensöhne vor dem HErren, die schon seit Monaten mehr als die Hälfte von Bummsdis Gesamteinnahmen stemmen. Die muss er haben, die müssen kommen und – der Himmel weiß warum und wird sie sicher dereinst bitter strafen dafür – ihm die Barr’ne neischmaßen.
Dann macht das alles wieder einen Sinn, zumindest in Bummsdis erzblöder Matschbirne. Dann steigt die Stimmung wie ein Luftballon, dann kann der Speckbeppo wieder lachen und scherzen und zimmert fröhliche Fürze in die Sofatrümmer und möchte sich ausschütten vor Lachen darüber, dann schüttelt er gar den angelaufenen Mostkopp, bis das Vogelnest darauf gänzlich aus der Form gerät und bis die wenigen verbliebenen Hönnzellen durcheinandergerüttelt werden wie die Stahlkugeln in der Sprühdose.

Es stellt sich doch wirklich die Frage, was für hinterrücksichtslose Arschlöcher das eigentlich sind, diese vier fünf pucklichten Pestpimmel, die da Monat für Monat an die zweihundert Tacken pro Nase lockermachen, nur damit in der Schanze die Bobbgornmaschine nicht ausgeht. Ohne die wär schon längst Essig und endgültig Schluss mit Unlustig, ohne diese haltlos kapottgesoffenen Lästerlinge, diese traurigen Jammerlappen, die nicht müde werden sich anzuschauen, wie Bummsdi in schlecht gespielter Dankbarkeit die Wichsgriffel an den Knallkopp hebt und sie als Wahnsinnige bezeichnet.

Vielleicht hat er ja recht. Vielleicht sind das alles Wahnsinnige, irgendwelche entlaufenen Irren, die jenseits von Gut und Böse ein Leben in absoluter Degenration führen und hin und wieder im Arschigsein und Affenficken lang genug innehalten, um etwa kleine Hündchen zu zertreten, die Grüne Partei zu wählen oder eben um Bummsdi Geld zu geben.

Vielleicht sind das auch Verbrecher also jetzt nicht nur die offenbaren Verbrecher an den Geboten von Sitte und Anstand, die sie ja sind, sondern auch so Strolche, die sich um Recht und Gesetz nicht scheren und Bummsdi mittels geklauter Kreditkarten an ihrem unrecht Gut teilhaben lassen. Rollo, Aller, man möchte sich wünschen, dass ihnen nach Muselart dereinst die Hände abgehackt werden, bevor man sie für den Rest ihres Lebens in den Schwulenknast steckt zum Busbauen.  

Vielleicht sind es aber auch irgendwelche restlos abnormen Sackrattenzüchter, denen es einfach perversen Sinnengenuss bereitet, zu wissen, dass sie den armen, dommen Knallkopp quasi in der Hand halten. Nur ihrer Zuwendung ist es zu verdanken, dass das ganze ja nur noch eklige Schauspiel überhaupt weitergeht. Ohne sie könnte Bummsdi schdriemen, bis ihm der Strom ausgeht, es käme einfach kein Auskommen mehr zustande – zu groß ist die Gleichgültigkeit, zu viel echte Anteilnahme hat sich in Abscheu gewandelt, zu lustig geht es im Vergleich zum Lordkorea seines Tschätts in den Tschätts der Leif-Rischdriemer zu.

An dieser Stelle sei jedem Häider, der neidisch auf die Spenden dieser Rischdriemer schielt und anfangen, denen das Leben schwer zu machen, ein deutliches „Bist du deppat?!“ an die Blitzbirne geworfen. Jeder Häider, jeder Dulli, jedes Kuchenkind, das sich bei dne Rischdriems einfindet und so wenig mit dem eigenen  und ja oft genug nicht selbst erworbenen Wohlstand anzufangen weiß, dass es ihn ausgibt, um ein Internet-Jingle zu hören, ist einer weniger, der diesen Unsinn bei Bummsdi macht.  
Wenn beim Speckbeppo die Freespin-Einnahmen schrumpfen, dann auch deshalb, weil seine ehemaligen Zuschauer sich inzwischen lieber beim Rischdriemer treffen. Und wenn ihr sie hundertmal nicht mögt und sie euch tausendmal allen Grund dazu geben: die Rischdiremer beschleunigen Bummsdis finanziellen Ruin, sie machen den Krieg um Jahre kürzer, also lasst die Rischdiremer in Ruhe, godverdomme.

Der beginnende Exidus der Free-Spinner ist es ja, der die große Stunde der Fianziers schlagen läässt. Jetzt sind sie da, diese Hundsfötte, diese Pockensammler, diese verreckten Hundskrüppel und es könnte immerhin sein, dass sie beim Gedanken daran, wie abghängig der Prallsack von ihnen ist, wie ausgeliefert ihrem Wohlwollen, ein perverses gelüst empfinden und dann suchen sie in den grindigen Pisslumpen ihrer Unterbekleidung die Trümmer ihrer schon in früher Kindheit geschändeten Geschlechtsteile zusammen und versuchen unter Tränen, Hand an sich zu legen, während Bummsdi endlich wieder grinsend seine Darmwinde ins Sofa streichen lässt und ihnen Beifall zollt und ihr Bemühen anfeuert.

Rollo, Aller, es ist kaum zu glauben, es ist todtraurig, aber wahr: In Reiners Dunstkreis gibt es Leute, die noch dommer, noch verkommener, noch abscheulicher sind als er.
Und so sicher der HErr zurückkehren wird zu richten über die Lebenden und die Toten, so sicher werden ihre Strafe erhalten, in dieser Welt und allen nächsten. Godverdomme.