Samstag, 13. Oktober 2018

Hengameh in der Oberprima (21.05.18)



Hengameh in der Oberprima – da hatte sie noch eine Taille. Und einen Hals. Und richtige  Freundinnen und Spaß am Leben. Jaguuut, paar Pfund zuviel, die auch. Aber alles noch im Rahmen, das renkt sich noch ein, nichts, was paar Nachmittage im Wald oder das erste halbe Jahr in der eigenen Studentenbude fernab von Muttis Herd nicht geregelt hätte.

Oder doch nicht? Wo sind sie denn, die ersten Anzeichen dafür, dass hier ein junges Frauenleben so richtig mit Schmackes an die Wand geworfen werden soll? In ungefähr sechs Jahren ist nichts mehr übrig von dem Mödchen, das hier so hoffnungsfroh den ersten Schritt ins Leben wagen will und neckisch in einem Kostüm posiert, das die Hengameh von heute als ‘cultural appropriation‘ in Grund und Boden schmähen würde (Halt, nein, doch nicht. Wenn man sich als weißes Stereotyp verkleidet, ist das ja keine appropriation, sondern voll in Ordning). 

Das schärfste Messer in der Schublade war sie wohl schon damals nicht: Kein Bock auf Mathe, dafür angeblich sprachbegeistert, wovon der Wortschatz allerdings wenig ahnen lässt. Der offenbart vielmehr eine fatale Vorliebe für die Vokabel „pseudo“, mit der besonders solche Mödchen glänzen wollen, die sich eigentlich nur den Unterschied nicht merken können zwischen „anscheinend“ und „scheinbar“. Also doch lieber Soziologie und Musik studieren, gell? Wenn Germanistik zu anspruchsvoll erscheint, dann eben Soziologie, statt – was in diesem Fall eindeutig die bessere Option wäre – der Hochschule gleich gänzlich fernzubleiben. 

Aus dem Musikstudium ist dann wohl nichts geworden. Wie auch? Da muss man eine Aufnahmeprüfung bestehen. Wusste Hengameh bestimmt noch nicht, als sie das hingeschrieben hat. Aufgaben erfüllen, Ansprüchen genügen, sich an allgemeingültigen Maßstäben messen lassen – alles so gar nicht das Richtige für das kleine Prinzesschen aus gutem Hause. Und dass Hengameh ein überprivilegiertes Leben fernab aller materieller Sorgen führen durfte, das verrät diese Präsentation sehr beredt, da muss man gar nicht erst die Internetz-Suchmaschine anwerfen und erfahren, dass ihr Vater der gutbetuchte Kleinstadt-Apotheker ist, der heute noch die verpfuschte Existenz seines Einzelkinds mehr oder minder vollumfänglich finanzieren darf. 
Das Gehalt in Minijob-Höhe, das die Missymagazin-„Redakteurin“ kassiert, geht natürlich ab und auch das Zeilenhonorar bei der taz, dafür kommt das süße Großstadtleben wieder drauf, die Tätowierungen und die völlig überteuerten Clownskostüme in Übergrößen.

Verraten wird Hengamehs behüteter Prinzesschinnenstatus von der so gänzlich fehlenden Zukunftsperspektive. Was will sie denn mal machen, also nicht jetzt, wo das Leben ja eigentlich anfängt, sondern später irgendwann mal, wenn sie denn doch mal groß und erwachsen ist? (ist ja schon bezeichnend für diesen ganzen unsäglichen Jauchejahrgang, dass er die eigene Unmündigkeit und Infantilisierung mal eben um den Faktor sechs vermehrt und aus dem üblichen „Wo bist du in fünf Jahren?“ schlankerhand dreißig macht, weil sich offenbar keiner dieser ausgehöhlten Kindsköppe auch nur im Entferntesten vorstellen kann, was in die Rentenkasse einzuzahlen, bevor er nicht 50 ist). 

Ja, und was will die junge Hengameh denn nun? Musikjournalistin will sie werden. Kultur- und Musikjournalistin. Mit riiieeesiger Film- und Büchersammlug, die dann, man muss es zwischen den Zeilen lesen, auch entsprechend viel umbauten Wohnraum beanspruchen darf, aber Platz für die eigene Familie samt Kadsis soll natürlich auch noch sein. Dass solch ein Eigenheim, soll es nicht gerade hinter den sieben Bergen oder gleich in Brandenburg-Ost stehen, heutzutag auch für ne Viertelmillion noch nicht zu haben ist, könnte eine fast Neunzehnjährige ja eigentlich wissen – und das solche Summen nicht von dem Zeilenhonorar gestemmt werden können, mit dem Journalistinnen sich heutigen Tags zu bescheiden haben, das auch.

Es sei denn, man hat halt von der Welt an sich genau so viel Ahnung wie von den Feinheiten des deutschen Satzbaus und lässt sich aber von diesen eklatanten Wissenslücken keinesfalls die felsenfeste Annahme kapottschießen, ganz was Besonderes zu sein. Schließlich hat der stolze Papa dem einen, einzigen Töchterlein das oft genug versichert und hat nicht gerastet und geruht, um dem Prinzesschen jeden Wunsch von den Augen abzulesen.

Wie er ja dann auch prompt den Geldhahn bis zum Anschlag aufdreht, um dem Töchterlein ein Studium der Dummschwätzerey im hippen Freiburg zu spendieren. Und ein Auslandssemester in Skandinavien, aus dem das Töchterlein natürlich ohne eine Silbe Fremdsprachenkenntnis zurückkehrt. Aber Praktika macht sie natürlich die schwere Menge, eins hier, eins da, überall, wo Kulturbetrieb dransteht, taucht Hengameh auf und wird natürlich nirgendwo übernommen.

Insgesamt scheint ja die Bildungsausbeute aus dem eher pflichtschuldig mit einem auch schon sehr verspäteten Bachelor abgeschlossenen Studium eher mau zu sein: Mit dem deutschen Satzbau steht unsere ‚Journalistin‘ nach wie vor ebenso auf Kriegsfuß wie mit dem Patriarchat oder der deutschen Leitkultur und die von ihr so lautstark wie dumm vertretenen kulturmarxistischen Theorien beherrscht sie allerhöchstens rudimentär. Egal, basst scho, wenn sie nur die ‘buzzwords‘ raushaut und auf ihrem Status als mehrfach diskriminierte Opfermulle herumreitet, wird ihr schon irgendwer Geld geben dafür, dass sie Satzbaustellen auf ihrem Eimäkk herunterhackt. 

Eigentlich hat sie nur gelernt, Opfer zu sein. Sie kann ja auch sonst nichts. Die bittere Pille, die sie schlucken musste, war halt die, dass genau niemand auf sie gewartet hat. Sie und ihr Papa mögen der felsenfesten Annahme sein, dass Hengameh ganz unglaublich talentiert, stilsicher, politisch, historisch, philosophisch unglaublich beschlagen und insgesamt sowas wie die Antwort auf alle Gebete der deutschen Kulturlandschaft zu sein hat – alle anderen sahen und sehen halt nur das dreiundrölfzigste Prinzesschen mit unbegründetem Sendungsbewusstsein, das den dummdreisten Versuch unternahm, auf einem nicht nur völlig überlaufenen und dementsprechend heißumkämpften, sondern darüber hinaus auch bis obenhin mit Arschraketen vollgeschissenen Markt Fuß zu fassen. 

Und weil sie nicht gelernt hat, mit Rückschlägen und Enttäuschungen fertigzuwerden – wie auch, wurden ihr solche Erfahrungen doch stets fürsorglich und mit vorauseilendem Gehorsam aus dem Lebenslauf geräumt – hat sie das in eine tiefe, tiefe Sinnkrise gestürzt.
Vor den eigenen Ansprüchen kann sie nicht bestehen und wie für Narzissten typisch darf das um Himmelswillen nicht ihre Schuld sein. Also verweist sie stets und ständig darauf, wie schwer sie es ja hat als Frau, als Farbige (haha), als Fette und weil das evendöll noch nicht reicht natürlich auch als Sternchenperson ohne Geschlecht. 

Sie weiß halt nicht, wer sie ist und was sie ist, will sie nicht sein. In welchem unglaublichen Ausmaß sie von Selbstmitleid und Selbsthass zerfressen ist, haben andere ja vor Jahren schon lesenswert dargestellt ( hier: https://fettlogik.wordpress.com/2016/07/08/gastbeitrag-hengameh-der-sommer-und-die-koerperpolitik/ und hier: http://www.grabbelkiste.org/2016/07/08/fat-shaming-mit-freude/ ), da müssen wir jetzt nicht weiter drauf rumreiten.

Der ganze Schwabbel, der sich um ihren Körper angesammelt hat, ist nichts als Kummerspeck. Die dummdreisten Träume des naiven Kindchens sind wie Seifenblasen zerplatzt und die Familie besucht sie auch nicht mehr, weil sie die immer deutlichere Enttäuschung in Vatis Blick nicht ertragen kann. Sie wär so gern anders, sie würd gern nochmal von vorn anfangen. In einem Anflug solcher Sehnsucht kramt sie die Abizeitung hervor und lässt das Internetz – mal wieder unfreiwillig – einen Blick in die Abgründe der gärenden, blasenwerfenden Jauchegrube werfen, die bei Hengameh da sitzt, wo gesunde Leute den Charakter haben.
Ich bin auch gar nicht verbittert darüber, dass ich in allen Belangen, mit denen Hengameh ihre paar Kröten verdient, versierter und besser bin als sie und es trotzdem nicht geschafft habe, mich in die Süddeutsche hineinzumaulen. Rollo, Aller, so eine Existenz will man doch nicht geschenkt haben. 
Ich jedenfalls nicht.