Hengameh in der Oberprima – da hatte sie noch eine
Taille. Und einen Hals. Und richtige
Freundinnen und Spaß am Leben. Jaguuut, paar Pfund zuviel, die auch.
Aber alles noch im Rahmen, das renkt sich noch ein, nichts, was paar
Nachmittage im Wald oder das erste halbe Jahr in der eigenen Studentenbude
fernab von Muttis Herd nicht geregelt hätte.
Oder doch nicht? Wo sind sie denn, die ersten Anzeichen
dafür, dass hier ein junges Frauenleben so richtig mit Schmackes an die Wand
geworfen werden soll? In ungefähr sechs Jahren ist nichts mehr übrig von dem
Mödchen, das hier so hoffnungsfroh den ersten Schritt ins Leben wagen will und
neckisch in einem Kostüm posiert, das die Hengameh von heute als ‘cultural
appropriation‘ in Grund und Boden schmähen würde (Halt, nein, doch nicht. Wenn
man sich als weißes Stereotyp verkleidet, ist das ja keine appropriation,
sondern voll in Ordning).
Das schärfste Messer in der Schublade war sie wohl schon
damals nicht: Kein Bock auf Mathe, dafür angeblich sprachbegeistert, wovon der
Wortschatz allerdings wenig ahnen lässt. Der offenbart vielmehr eine fatale
Vorliebe für die Vokabel „pseudo“, mit der besonders solche Mödchen glänzen
wollen, die sich eigentlich nur den Unterschied nicht merken können zwischen
„anscheinend“ und „scheinbar“. Also doch lieber Soziologie und Musik studieren,
gell? Wenn Germanistik zu anspruchsvoll erscheint, dann eben Soziologie, statt
– was in diesem Fall eindeutig die bessere Option wäre – der Hochschule gleich
gänzlich fernzubleiben.
Aus dem Musikstudium ist dann wohl nichts geworden. Wie
auch? Da muss man eine Aufnahmeprüfung bestehen. Wusste Hengameh bestimmt noch
nicht, als sie das hingeschrieben hat. Aufgaben erfüllen, Ansprüchen genügen,
sich an allgemeingültigen Maßstäben messen lassen – alles so gar nicht das
Richtige für das kleine Prinzesschen aus gutem Hause. Und dass Hengameh ein
überprivilegiertes Leben fernab aller materieller Sorgen führen durfte, das
verrät diese Präsentation sehr beredt, da muss man gar nicht erst die
Internetz-Suchmaschine anwerfen und erfahren, dass ihr Vater der gutbetuchte
Kleinstadt-Apotheker ist, der heute noch die verpfuschte Existenz seines
Einzelkinds mehr oder minder vollumfänglich finanzieren darf.
Das Gehalt in
Minijob-Höhe, das die Missymagazin-„Redakteurin“ kassiert, geht natürlich ab
und auch das Zeilenhonorar bei der taz, dafür kommt das süße Großstadtleben
wieder drauf, die Tätowierungen und die völlig überteuerten Clownskostüme in
Übergrößen.
Verraten wird Hengamehs behüteter Prinzesschinnenstatus von
der so gänzlich fehlenden Zukunftsperspektive. Was will sie denn mal machen,
also nicht jetzt, wo das Leben ja eigentlich anfängt, sondern später irgendwann
mal, wenn sie denn doch mal groß und erwachsen ist? (ist ja schon bezeichnend
für diesen ganzen unsäglichen Jauchejahrgang, dass er die eigene Unmündigkeit
und Infantilisierung mal eben um den Faktor sechs vermehrt und aus dem üblichen
„Wo bist du in fünf Jahren?“ schlankerhand dreißig macht, weil sich offenbar
keiner dieser ausgehöhlten Kindsköppe auch nur im Entferntesten vorstellen
kann, was in die Rentenkasse einzuzahlen, bevor er nicht 50 ist).
Ja, und was
will die junge Hengameh denn nun? Musikjournalistin will sie werden. Kultur-
und Musikjournalistin. Mit riiieeesiger Film- und Büchersammlug, die dann, man
muss es zwischen den Zeilen lesen, auch entsprechend viel umbauten Wohnraum
beanspruchen darf, aber Platz für die eigene Familie samt Kadsis soll natürlich
auch noch sein. Dass solch ein Eigenheim, soll es nicht gerade hinter den
sieben Bergen oder gleich in Brandenburg-Ost stehen, heutzutag auch für ne
Viertelmillion noch nicht zu haben ist, könnte eine fast Neunzehnjährige ja
eigentlich wissen – und das solche Summen nicht von dem Zeilenhonorar gestemmt
werden können, mit dem Journalistinnen sich heutigen Tags zu bescheiden haben,
das auch.
Es sei denn, man hat halt von der Welt an sich genau so viel
Ahnung wie von den Feinheiten des deutschen Satzbaus und lässt sich aber von
diesen eklatanten Wissenslücken keinesfalls die felsenfeste Annahme kapottschießen,
ganz was Besonderes zu sein. Schließlich hat der stolze Papa dem einen,
einzigen Töchterlein das oft genug versichert und hat nicht gerastet und
geruht, um dem Prinzesschen jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Wie er ja dann auch prompt den Geldhahn bis zum Anschlag
aufdreht, um dem Töchterlein ein Studium der Dummschwätzerey im hippen Freiburg
zu spendieren. Und ein Auslandssemester in Skandinavien, aus dem das
Töchterlein natürlich ohne eine Silbe Fremdsprachenkenntnis zurückkehrt. Aber
Praktika macht sie natürlich die schwere Menge, eins hier, eins da, überall, wo
Kulturbetrieb dransteht, taucht Hengameh auf und wird natürlich nirgendwo
übernommen.
Insgesamt scheint ja die Bildungsausbeute aus dem eher
pflichtschuldig mit einem auch schon sehr verspäteten Bachelor abgeschlossenen Studium
eher mau zu sein: Mit dem deutschen Satzbau steht unsere ‚Journalistin‘ nach
wie vor ebenso auf Kriegsfuß wie mit dem Patriarchat oder der deutschen
Leitkultur und die von ihr so lautstark wie dumm vertretenen kulturmarxistischen
Theorien beherrscht sie allerhöchstens rudimentär. Egal, basst scho, wenn sie
nur die ‘buzzwords‘ raushaut und auf ihrem Status als mehrfach diskriminierte
Opfermulle herumreitet, wird ihr schon irgendwer Geld geben dafür, dass sie Satzbaustellen
auf ihrem Eimäkk herunterhackt.
Eigentlich hat sie nur gelernt, Opfer zu sein. Sie kann ja
auch sonst nichts. Die bittere Pille, die sie schlucken musste, war halt die,
dass genau niemand auf sie gewartet hat. Sie und ihr Papa mögen der felsenfesten
Annahme sein, dass Hengameh ganz unglaublich talentiert, stilsicher, politisch,
historisch, philosophisch unglaublich beschlagen und insgesamt sowas wie die
Antwort auf alle Gebete der deutschen Kulturlandschaft zu sein hat – alle
anderen sahen und sehen halt nur das dreiundrölfzigste Prinzesschen mit
unbegründetem Sendungsbewusstsein, das den dummdreisten Versuch unternahm, auf
einem nicht nur völlig überlaufenen und dementsprechend heißumkämpften, sondern
darüber hinaus auch bis obenhin mit Arschraketen vollgeschissenen Markt Fuß zu
fassen.
Und weil sie nicht gelernt hat, mit Rückschlägen und
Enttäuschungen fertigzuwerden – wie auch, wurden ihr solche Erfahrungen doch
stets fürsorglich und mit vorauseilendem Gehorsam aus dem Lebenslauf geräumt –
hat sie das in eine tiefe, tiefe Sinnkrise gestürzt.
Vor den eigenen Ansprüchen kann sie nicht bestehen und wie
für Narzissten typisch darf das um Himmelswillen nicht ihre Schuld sein. Also
verweist sie stets und ständig darauf, wie schwer sie es ja hat als Frau, als
Farbige (haha), als Fette und weil das evendöll noch nicht reicht natürlich
auch als Sternchenperson ohne Geschlecht.
Sie weiß halt nicht, wer sie ist und was sie ist, will sie
nicht sein. In welchem unglaublichen Ausmaß sie von Selbstmitleid und Selbsthass
zerfressen ist, haben andere ja vor Jahren schon lesenswert dargestellt ( hier:
https://fettlogik.wordpress.com/2016/07/08/gastbeitrag-hengameh-der-sommer-und-die-koerperpolitik/
und hier: http://www.grabbelkiste.org/2016/07/08/fat-shaming-mit-freude/ ), da
müssen wir jetzt nicht weiter drauf rumreiten.
Der ganze Schwabbel, der sich um ihren Körper angesammelt
hat, ist nichts als Kummerspeck. Die dummdreisten Träume des naiven Kindchens
sind wie Seifenblasen zerplatzt und die Familie besucht sie auch nicht mehr,
weil sie die immer deutlichere Enttäuschung in Vatis Blick nicht ertragen kann.
Sie wär so gern anders, sie würd gern nochmal von vorn anfangen. In einem
Anflug solcher Sehnsucht kramt sie die Abizeitung hervor und lässt das
Internetz – mal wieder unfreiwillig – einen Blick in die Abgründe der gärenden,
blasenwerfenden Jauchegrube werfen, die bei Hengameh da sitzt, wo gesunde Leute
den Charakter haben.
Ich bin auch gar nicht verbittert darüber, dass ich in allen
Belangen, mit denen Hengameh ihre paar Kröten verdient, versierter und besser
bin als sie und es trotzdem nicht geschafft habe, mich in die Süddeutsche
hineinzumaulen. Rollo, Aller, so eine Existenz will man doch nicht geschenkt
haben.
Ich jedenfalls nicht.